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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Thomas Hampel

auf das Kontorhausviertel kommen Veränderungen zu, so oder so. Die City-Höfe schön zu nennen, würde wohl so schnell keinem Zeitgenossen einfallen, aber ein Denkmal für eine langsam aus dem öffentlichen Raum verschwindende Zeit sind sie auf jeden Fall. Das, was heute vielen etwas ungeschlacht erscheint, ist vom Architekten Rudolf Klophaus als Zeichen eines städtebaulichen Neuaufbruchs nach dem Krieg sehr viel feiner strukturiert entworfen und dem Kontorhausviertel entgegengesetzt worden. Das war kein beliebiges Vorgehen: Klophaus hatte seit den 20er Jahren an mehreren Bauten des Kontorhausviertels mitgearbeitet. Insofern gehören die City-Höfe ganz sicher mit zum frisch gekürten UNESCO-Welterbe, und ihr Abriss wäre ein Verlust schon deshalb, weil erfahrungsgemäß entgegen aller Investoren-Beteuerung und trotz des verführerischen Charmes von Visualisierungen am Ende meist doch langweiliger und charakterloser gebaut wird, als es die Baupolizei erlaubt.

Im Oberhafen scheint sich seit Jahren wenig zu ändern, die Art-Direktoren und ihre großen Leistungsschauen der Gestaltung haben dem ausrangierten Güterbahnhof den Rücken gekehrt, die Initiativen früherer Jahre lassen nichts mehr von sich hören. Dabei lohnt ein Blick auf das Quartier hinter der Pfeilerbahn. Neben der rürigen Hanseatischen Materialverwaltung und der Halle 424 mit ihrem engagierten Musik- und Kulturprogramm versucht jetzt in einer der Hallen auch eine Sportinitiative der besonderen Art ein Bein an den Boden der HafenCity zu bekommen. Sie trainiert den Parkour, das heißt die Kunst, in der Stadt in einem Affenzahn über Stock und Stein, Mauer und Geländer den eigenen, akrobatischen Weg zu finden.

Eigenwillige Kursänderungen angeberischer Kapitäne gehören nun der Vergangenheit an! Am Sandtorpark bekommt Michael Salzmann die Routen einer ganzen Flotte von Kreuzfahrtschiffen auf den Bildschirmen dargestellt. Die zu Carnival Cruises gehörenden Reedereien AIDA und Costa haben in der HafenCity ihr nautisches Hauptquartier aufgeschlagen, und von dort wird der Kurs der großen Liner auf ihren weltweiten Touren akribisch beobachtet. Im Chilehaus gibt’s Bilder einiger der besten Fotografen der Welt zu sehen und zu erwerben, hier betreibt Flo Peters mit Engagement und Witz ihre schöne Galerie. Als kantiger, aber korrekter Polizist hat Jan Fedder sich im „Großstadtrevier“ eine treue Fangemeinde erspielt. Je nach Vorliebe des Betrachters ist er vielleicht auch in Büttenwarder zu Haus, seine Filmfiguren wünschte man sich so oder so gern ins wirkliche Leben.

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieser und anderer Geschichten, interessante Informationen und einen erfrischenden Frühling im Quartier wünscht Ihnen

Thomas Hampel
Herausgeber
Aktuelle Ausgabe, Quartier 33, März–Mai 2016 , Rubrik:    
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