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Kunstinsel mit Spaßfaktor

„Baaken-Island“ soll ein Naherholungszentrum mitten in der Stadt werden. Kinder können hier toben, Eltern sich erholen und Erlebnishungrige auf Entdeckungstour gehen und die künstliche Insel erforschen.

Blick vom Versmannkai auf die künstliche Freizeitinsel im Baakenhafen im Entwurf des Ateliers Loidl

Von einem „spektakulären Bauprojekt“ spricht die Hamburger Morgenpost und Oberbaudirektor Jörn Walter gar von einer „Schatzinsel“. Der Gegenstand der Begeisterung: die künstliche Insel im Quartier Baakenhafen. Aber der Reihe nach. Im September 2011 war der städtebauliche Wettbewerb entschieden für das mit rund 300.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche größte Einzelquartier. Es folgte der Freiraum-Wettbewerb, den im April 2012 das Atelier Loidl aus Berlin gewann. Die östliche HafenCity nimmt, zumindest in planerischer Hinsicht, Gestalt an.
Besonders der Blickfang des Freiraumkonzeptes, die Spiel- und Spaßinsel im Hafenbecken, hat es der Jury angetan. Wenn man Walter hört, könnte man glauben, die Insel existiere bereits und der 55-jährige Stadtplaner habe nicht nur Entwürfe begutachtet: „Von der Idee einer grünen ‚Schatzinsel‘ mit bewegter Topografie geht etwas Faszinierendes aus, das an unsere Entdeckerlust rührt: Diese Insel muss man betreten und erlebt haben!“ Im Preisgericht unter dem Vorsitz der Berliner Landschaftsarchitektin Undine Giseke saßen neben dem Oberbaudirektor und dem HafenCity Hamburg-Chef Jürgen Bruns-Berentelg unter anderem Vertreter der Bürgerschaft und des Bezirks Mitte. Zwei Mitglieder des Netzwerks HafenCity e. V. nahmen als Gäste an den Sitzungen teil. Es ist in der Tat eine „bewegte Topografie“, die sich die Landschaftsarchitekten für das von ihnen so getaufte „Baaken-Island“ ausgedacht haben: In fünf Hügel von unterschiedlicher Höhe soll sich die Halbinsel gliedern, die leicht verdreht zueinanderliegen, um spannungsreiche Räume und sogar Schluchten zu schaffen.

„Von der Idee einer grünen ‚Schatzinsel‘ geht etwas Faszinierendes aus.“

Gewinnerentwurf für ein grünes Stadtquartier

Bizarre Windschurbäume, wie sie sich durch einseitige, konstant starke Windverhältnisse vor allem in Küstenregionen bilden, sollen das Landschaftsbild des 1,5 Hektar großen Eilands prägen. Fast ein Viertel der Insel wird die Spielfläche auf dem „Entdeckerhügel“ einnehmen, unter anderem mit Spielaufbauten aus Treibholz und einem Spielhaus für Regentage. Auf dem „Spiel- und Sportplateau“ soll Rasen wachsen, geeignet für Ballsportarten, aber auch fürs sonntägliche Familienpicknick. An Sommertagen können Besucher im hölzernen Schwimmbad im Hafenbecken plantschen, in das sie von der Insel über einen Steg gelangen. Im Ostteil wird der 20 Meter hohe „Himmelsberg“ eine schöne Aussicht bieten über den Hafen und das in seiner weißen Bebauung vergleichsweise homogen geplante Viertel.
Die Kosten für die gesamte Freiraumgestaltung – sie umfasst noch eine 20 Meter breite grüne Promenade an der Elbe und vier Plätze – schätzt Susanne Bühler, Pressesprecherin der HafenCity Hamburg GmbH, auf zwölf bis 13 Millionen. Die Ingenieurskosten für den Bau der Insel, die vor der südlichen Landzunge des Quartiers aufgeschüttet wird, sind darin nicht enthalten. Diese können noch nicht beziffert werden. Das Atelier Loidl hat das Konzept Insel mit Leben gefüllt. Die Grundidee stammt aus dem überarbeiteten Masterplan für die östliche HafenCity vom Mai 2010. Die Planer haben aus der Not eine Tugend gemacht. Im ursprünglichen Masterplan von 2002 war der enorme Bedarf an innerstädtischem Wohnungsbau noch nicht abzusehen. Die HafenCity Hamburg GmbH musste mehr Wohnraum unterbringen, wobei der Charakter eines grünen Stadtquartiers nicht verlorengehen durfte, und entschied sich für die Insel – auf Kosten der Wasserfläche. „Das Quartier Baakenhafen wird zu einem der attraktivsten und interessantesten Standorte in ganz Hamburg werden“, prophezeit Bruns-Berentelg. Die Zukunft wird es zeigen – spätestens 2018 soll das Viertel südlich der Versmannstraße, bei dem ein Drittel der Wohnungen als geförderter Wohnungsbau vorgesehen ist, fertiggestellt sein. Die Bauarbeiten für die Insel beginnen 2013. Die Eröffnung soll zwei Jahre später stattfinden.

Text: Bettina Mertl-Eversmeier, Visualisierungen: Atelier Loidl, Berlin/Quelle: HafenCity Hamburg GmbH
Quartier 19, September–November 2012 , Rubrik:    
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