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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Thomas Hampel

Thomas Hampel

auch 2014 wird die Zahl der Anläufe von Luxuslinern an den Hamburger Kreuzfahrtterminals wieder neue Rekordmarken erreichen und staunende Menschentrauben werden sich vor den haushohen Bordwänden versammeln. Kaum einem der Shipspotter ist dabei klar, dass er eigentlich vor einem hydrodynamisch getarnten Kraftwerk steht: Die Queen Mary 2 zum Beispiel verfügt über eine Maschinenleistung von 86.000 Kilowatt und einen entsprechenden Kohlendioxid- und Feinstaubausstoß, wenn sie zur Freude der Zuschauer mitten in eine Stadt schippert, die unter den Abgasen des Autoverkehrs leidet.

Nun haben sich die Zeiten an Land nachhaltig geändert. Es soll nicht nur ein drittes Kreuzfahrtterminal in Steinwerder entstehen, sondern auch die geplante Bebauung in unmittelbarer Nähe der Liegeplätze in der HafenCity endlich in Angriff genommen werden können – es gilt also, die Technologie für eine Landstromversorgung der schwimmenden Großverbraucher zu erfinden. Eigentlich war sich die Fachwelt bisher einig, dass das gar nicht funktionieren kann: Die benötigte Leistung, die Standardisierung der Schnittstellen, die Sensibilitäten der weltweit tätigen Reedereien, der Wettbewerb der Destinationen und nicht zuletzt die Kosten sprachen dagegen. Jetzt kann man auf die technische Umsetzung des Unmöglichen gespannt sein, denn der Kreuzfahrtboom ist gut für Hamburg, und der Senat war gut beraten, diese weiße Industrie zukünftig mit sauberer Energie versorgen zu wollen. Vielleicht lässt sich bei der Gelegenheit auch gleich das sehr naheliegende Problem von Emissionen der nur wenige hundert Meter entfernt festmachenden Containerriesen bedenken?

Greenpeace hat in Sachen Nachhaltigkeit seine Hausaufgaben am Magdeburger Hafen bereits mit Bravour erledigt. In und auf der neuen Zentrale der Umweltorganisation ist nach dem derzeitigen Stand der Technik alles versammelt, was zur Schonung der Ressourcen beiträgt. Die Windrotoren auf dem Dach werden abends nicht umsonst angestrahlt – sie haben eine
ganz eigene skulpturale Note in die HafenCity gebracht.

Beim Schwimmkran Greif greifen ökologische Überlegungen natürlich nicht – er ist alt genug, um sich zu seinem Einsatzort schleppen zu lassen. Und der befindet sich glücklicherweise im Traditionsschiffhafen, wo das historische Gefährt samt Harry’s Hafenbasar und den (aus Platzgründen?) ausgestellten Schrumpfköpfen zu besichtigen ist. Wer jetzt eine niveauvolle Stärkung vertragen kann, dem sei das Restaurant VLET empfohlen: es hat sich in der Speicherstadt-Nachbarschaft zu einem anerkannten Feinschmeckertreff entwickelt.

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieser und vieler weiterer Geschichten und einen wunderbaren Winter im Quartier wünscht Ihnen

Thomas Hampel
Herausgeber

 

Quartier 24, Dezember 2013–Februar 2014 , Rubrik:    
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