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Im Rampenlicht

Das musikalische Energiebündel sarajane kommt ohne Sternchenallüren aus, denn sie führt immer ein Königreich mit sich: in Form von King-Size-Träumen
sarajane

Die deutsch-britische Sängerin sarajane: „In uns allen stecken kleine Könige und Visionäre“ (1)

sarajane, du hast vor Kurzem einmal gesagt, dass du in der Sprache singst, in der du auch träumst. Was hast du denn letzte Nacht geträumt?

Ich muss kurz überlegen, es ist schon ein paar Stunden her … Ach ja, klar! Ich habe natürlich von der Arbeit geträumt! Es ist im Moment alles so aufregend: die Gründung des eigenen Labels, die Probentermine, die Veröffentlichung meines ersten Albums, die Release-Party im September …

Das klingt nach viel Arbeit neben der Musik! Du bist ja nebenbei auch deine eigene Managerin.

Ganz genau. Es gibt tausend Kleinigkeiten, die ich bedenken muss. Zum Beispiel die Frage, wer unbedingt auf dem neuen Plattencover in den Credits erscheinen muss. Zurzeit stehen viele organisatorische Dinge an, und die nehme ich dann auch schon mal gern mit in den Schlaf.

Ein sehr administrativer Traum … den kann man eigentlich nur auf Deutsch träumen, oder?

(lacht) Stimmt, letzte Nacht habe ich auf Deutsch geträumt! Aber Englisch ist meine Gesangssprache, sie fühlt sich besser an und berührt mich stärker – meistens auch in meinen Träumen. Außerdem will ich meine Musik auch international präsentieren, und das funktioniert auf Englisch einfach besser.

Das Geschäft mit der Unterhaltungsmusik hat in England eine ganz eigene Tradition. An eine Profikarriere zu glauben, fällt Musikern dort traditionell leichter. Auch du strahlst eine entspannte Entschlossenheit aus, wenn du über deine Ziele sprichst. Macht das dein britischer Background?

Ich denke, dass mir ein gewisser Eroberungswille – auch wenn das nicht unbedingt die positivste englische Eigenschaft ist – zumindest in der Musik sehr zugutekommt. Auch die Reaktionen aus meiner Familie sind sehr bezeichnend. Für die englische Seite ist es zum Beispiel total okay, dass ich Musik mache, da wird nicht sofort gefragt: „Kannst du davon denn auch leben? Willst du nicht lieber noch etwas Ordentliches machen?“ Solche Fragen stellen eigentlich nur die deutschen Verwandten. Die von der Insel sagen einfach: Sie geht jetzt ihren eigenen Weg.

Deine Stilrichtung bezeichnest du als „High Energy Soul“.

Ja, entstanden ist dieser Begriff um 2005. Damals fing ich in Hamburg mit der Musik an, und es gab viele Soulsängerinnen um mich herum, die alle irgendwie schönen und balladesken Gesang mit ganz netten Grooves produzierten. Aber ihre Musik hatte keine Energie – sie ging einfach nicht ab! Davon wollte ich mich distanzieren. Die Beschreibung „High Energy Soul“ soll meinen Hörern vermitteln, dass sie für den Konzertbesuch gern ihre Tanzschuhe einpacken dürfen. In Hamburg denken nämlich immer noch viele Leute beim Wort „Soulgesang“ an die Schublade: schöne Stimme, ruhig und warm. Aber Soul ist nicht immer gleich Barry White!

sarajane beim Auftritt

Seit Jahren rockt sarajane Hamburgs Clubs mit Soul, Funk und R’n’B (2)

Und wo trittst du in Hamburg mit deiner Tanzmusik auf? Wo spielst du am liebsten?

Ich spiele oft auf dem Kiez, im Angie’s Nightclub wird auch unsere Release-Show stattfinden. Die Entwicklung der Livemusik auf St. Pauli macht mir allerdings ein wenig Sorgen. Es entstehen viele große Clubs, ein paar kleine bleiben noch übrig – aber es fehlt die gesunde Mitte.

Ist das andernorts besser? Wie ist das in der HafenCity?

In der HafenCity muss die Kultur noch wachsen, hier hat sie gerade erst Wurzeln geschlagen. Das mondäne Ambiente im Quartier ist aber auch Programm und irgendwie verpflichtend: Eine Location wie das 25hours Hotel, wo ich 2012 in der Galerie bereits einen tollen Gig gespielt habe, könnte es sich wohl kaum erlauben, auch nur für einen Abend in der Woche einen Alleinunterhalter mit Midi-Orgel zu engagieren. Hier setzt man schon auf niveauvolle Unterhaltung. Außerdem gibt es im 25hours sehr guten Tee – und den brauche ich nun einmal als Halbbritin.

Nachdem du uns schon verraten hast, was du letzte Nacht geträumt hast – erzählst du uns auch noch, was die Krone bedeutet, die neben deinem Künstlernamen als Logo erscheint und seit Neuestem auch dein Ohr als kleine Tätowierung ziert? 

Für mich hat die Krone eine ganz persönliche Bedeutung. Sie soll nicht so sehr meine britischen Wurzeln betonen, sondern vielmehr ausdrücken, dass in uns allen kleine Könige und Visionäre stecken. Als Gesangslehrerin habe ich auch Kinder unterrichtet und dabei bemerkt, dass schon kleine Menschen hierzulande allzu schnell den Glauben daran verlieren, ihre Visionen und Träume auch umzusetzen. Die Krone steht also weder für die Royal Family noch für Prinzessin Lillifee. Sie symbolisiert die Macht, große Dinge zu realisieren, eine Macht, die in uns allen steckt – und speziell auch in der Musik!

Interview: Sven Grönwoldt, Fotos: Jonas Wölk (1), NDR (2)
Quartier 26, Juni–August 2014 , Rubrik:    
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