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Schlafen im Amt

Das 25hours Hotel HafenCity bekommt Zuwachs. Ein Privatkonsortium um den Frankfurter Investor Jürgen Groß und den Hamburger Hotelier Kai Hollmann baut das denkmalgeschützte Alte Hafenamt zum Hotel aus
Kai Hollmann

Hotelier Kai Hollmann (1)

Im Juli 2011 eröffnete mit dem 25hours Hotel an der Überseeallee das erste Hotel der HafenCity. Es brummt, und zwar nicht nur, was die Übernachtungen angeht. Das Restaurant HEIMAT ist berühmt für seine Burger. Jeden Donnerstag legen bei der Ahoi-Sause DJs auf, freitags gibt es Livemusik in lässigem Ambiente, das Seefahrerkitsch vermeidet und mit Containerstyle sowie dem selbstironischen Einsatz von Schiffsaccessoires spielt. Der Regisseur im Hintergrund: der preisgekrönte Hamburger Hotel-Erneuerer Kai Hollmann, dessen Design-Herbergen eine authentische Geschichte erzählen sollen und für deren Detailplanung er „Drehbücher“ entwickeln lässt.

25hours HafenCity

Jedes 25hours Hotel ist eine Klasse für sich, hier die Sitzecke vor dem Vinyl-Zimmer im 25hours Hotel HafenCity (2)

Das 25hours HafenCity dient als Goldesel der expandierenden 25hours Hotel-Company, die 2012 ihr zehnjähriges Bestehen feierte und inzwischen sieben Hotels eröffnet hat. Das stilistisch an einem Seemannsheim orientierte Haus bekommt mit dem 25hours Altes Hafenamt einen Ableger im denkmalgeschützten Rest des ehemaligen Amts für Strom- und Hafenbau.

Für das Überseequartier, Herzstück der HafenCity, hatte die Stadt das gesamte Grundstück zwischen Speicherstadt und Kreuzfahrtterminal an ein deutsch-niederländisches Konsortium aus drei Partnern verkauft: dem Projektentwickler Groß & Partner – geschäftsführender Hauptgesellschafter ist der Frankfurter Investor Jürgen Groß – sowie den niederländischen Banken ING Real Estate und SNS Property Finance. Beide Banken gerieten durch die Finanzkrise ab 2007 ins Trudeln. 2013 zog sich die ING-Bank aus dem Konsortium zurück, während die SNS-Bank verstaatlicht wurde, weil sie zu viele notleidende Kredite im Portfolio hatte.

Altes Hafenamt

Visualisierung des Ensembles aus Cinnamon-Wohnturm und Hafenamt aus der ersten Phase der Planungen (3)

Schon 2006 war der Wettbewerb für das letzte Baufeld des nördlichen Überseequartiers entschieden. Gewonnen hatte der Entwurf des Münsteraner Architekturbüros Bolles + Wilson mit dem 57 Meter hohen Wohnturm Cinnamon und der ursprünglich vorgesehenen Markthalle im Alten Hafenamt. Das in der Auflösung befindliche Investorenkonsortium konnte sich aber über die konkrete Umsetzung nicht einigen. Von Seiten des Denkmalschutzes gab es zudem Einwände gegen den Siegerentwurf, der eine vollständige Entkernung des Alten Hafenamtes vorsah.

Jürgen Groß

Immobilienentwickler Jürgen Groß (4)

Schließlich erwarb Groß & Partner Ende 2013 das Grundstück für das Cinnamon, um das Projekt allein zu realisieren. Ein Privatkonsortium um Jürgen Groß und den Hotelentwickler Kai Hollmann kaufte das Alte Hafenamt. 49 Zimmer sollen hier entstehen, dazu eine kleine Lobby, ein Restaurant, eine Bar und ein Fitnessbereich. Im August wurde mit den Sicherungsmaßnahmen begonnen. Der Bau der Tiefgarage unter dem Hafenamt hatte Risse im Mauerwerk verursacht. „Das Gebäude hat ja schon fast 130 Jahre auf dem Buckel“, so Hollmann. Im Hochdruckinjektionsverfahren müssten zunächst die Fundamente stabilisiert werden.

Mit dem Baujahr 1885/86 ist das Alte Hafenamt eines der ältesten Gebäude der HafenCity. Und es ist eines der am tiefsten gelegenen: Die Neubauten entstehen nämlich auf Warften, angehäuften Flächen zum Hochwasserschutz in einer Höhe von acht bis neun Metern über Normalnull. Das backsteinerne Gründerzeitbauwerk dagegen befindet sich auf einem Höhenniveau von 4,5 Metern und scheint im Boden zu versinken. Damit die Proportionen der Fassade sichtbar bleiben, muss das Gelände speziell modelliert werden.

Bettrücken aus Zimmertüren, Rezeptionstresen aus alten Heizungen

Was das Innere des 25hours Altes Hafenamt betrifft, so „bekommt es eine eigene Designsprache, die sich an der Geschichte des Gebäudes orientiert“, erklärt Hollmann. „Wir versuchen, möglichst viel zu erhalten, beispielsweise Eingänge und Flure. Und wir integrieren vorgefundene Stücke wie die Holzgeländer des ehemaligen Kartenraums im Amt für Strom- und Hafenbau.“ Zimmertüren dienen als Bettrücken, der Rezeptionstresen besteht aus alten Heizungen, und die Hotel-Designer bauen aus einer Holzkonstruktion, in der früher Seekarten verwahrt gewesen sind, ein Buffet im Restaurant. Etwa zum Jahreswechsel 2015/16 werden die ersten Gäste diesen hoffentlich sensiblen wie kreativen Umgang mit erhaltener Baukunst aus der Nähe betrachten können.

Text: Bettina Mertl-Eversmeier; Fotos: 25hours Hotel HafenCity (1, 2), Groß & Partner (4); Visualisierung: Überseequartier Beteiligungs GmbH (3)

 

 

Quartier 27, September–November 2014 , Rubrik:    
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