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Der X-Faktor

Im Herzen der HafenCity ist ein new kid in town angekommen, der designxport! Was darunter zu verstehen ist und warum wir es in der HafenCity dringend benötigen, klärte QUARTIER im
Gespräch mit der Chefin: Dr. Babette Peters

designxport

Arbeitsplatz, Lernort, Treffpunkt, Veranstaltungsfläche: designxport vereint als „Haus des Designs“ zahlreiche Aspekte unter einem Dach

Dr. Babette Peters

Dr. Babette Peters ist Geschäftsführerin von designxport, Hamburgs neuem Designzentrum, das Mitte 2014 in den Elbarkaden der HafenCity eröffnet wurde. Zuvor war sie lange Zeit die Design-Beauftragte des Hamburger Senats (Foto: privat)

Liebe Babette Peters, hätten Sie vor zwei Jahren Wetten darauf gehalten, dass der designxport im Sommer 2014 an den Elbarkaden seine Pforten öffnen würde?

Es ist das erfolgreiche Ende einer langen, langen Geschichte. Schon 2002 habe ich als damalige Leiterin von hamburgunddesign° zusammen mit anderen die Idee eines permanenten Präsentationsortes für Design in Hamburg gehabt. Also für den Diskurs des zeitgenössischen Gebrauchsdesigns und um ein Netzwerk aufzubauen sowie Ideen zu spinnen. Für Workshops, Konferenzen und Ausstellungen – das, was es in anderen Städten wie Stuttgart oder Berlin lange schon gab. So hat es dann mit der Realisierung eine Weile (über ein Jahrzehnt!) gedauert, bis wir in einem komplizierten Konstrukt aus dem inzwischen gegründeten Verein des designxport (mit Vertretern der Hamburger Designwirtschaft), der Freien und Hansestadt Hamburg und der HafenCity Hamburg GmbH einen Standort und einen Vermieter gefunden haben. Zum Schluss gab es dann noch die heute üblichen Bauverzögerungen. Das hat zwischenzeitlich immer wieder zu Irritationen geführt, umso größer war dann die Freude über die Eröffnung!

Manchmal hat man als Chronist der kreativen Szene seine Zweifel, ob sich Hamburg wirklich für Design, Kunst oder Architektur interessiert?

Natürlich steht Hamburg vordergründig für Pfeffersäcke, Hafen, Technologie und vielleicht noch für Energie und Medizintechnik. Aber seit einigen Jahren ist landauf, landab zu beobachten, dass der Kreativwirtschaft ein hoher Stellenwert eingeräumt wird und dass Menschen, die sich damit beschäftigen, die jeweiligen Städte damit attraktiver machen. Das ist auch in Hamburg angekommen. Inzwischen sind sowohl die Kreativgesellschaft GmbH als auch ein „Haus des Designs“ von der Politik gewollt, und man begreift sich in Hamburg als Designmetropole Deutschlands mit 14.000 hier arbeitenden Designern – mehr als in Berlin oder München. Und hier wird proportional mehr Geld umgesetzt!

Warum merkt man im Alltag nur wenig davon?

Doch, doch, man merkt es: In Hamburg geht es vor allem um Package Design und Kommunikationsdesign, aber auch um Werbung und inzwischen immer mehr um Game Design.

Und welche Rolle spielt nun der designxport in diesem Spiel?

Wir wollen die öffentliche Wahrnehmung von Design schärfen, Menschen vernetzen und Kontakte schaffen. Wir kommen natürlich an unsere Grenzen, weil hier oben in Norddeutschland die populären Designaufgaben weniger auftauchen, denn Auto- oder Möbelhersteller als Schlüsselbranchen für gutes Gebrauchs- und Industriedesign sind hier seltener vertreten als beispielsweise im Stuttgarter Raum. Dafür gibt es in Hamburg sehr viel Konsumgutdesign, wenn Unternehmen wie Unilever oder Beiersdorf in der Stadt residieren. Ebenso stark sind wir im Bereich Editorial mit vielen Verlagen. Dort liegen unsere natürlichen Schwerpunkte.

Der designxport befindet sich an einer sehr attraktiven zentralen Stelle am Magdeburger Hafen – in the heart of the city: Wie bewertet Ihr Team den Standort?

Wir wollten an einen für Hamburg typischen Standort, also an Hafen und Elbe. Alles was Umschlagplatz ist, war für uns im übertragenen Sinne wichtig. Wir veredeln ja Rohprodukte, zum Beispiel durch Verpackungen. Deswegen auch das Namensspiel mit port (Hafen) und dem X. Hamburger und Gäste interessieren sich sehr für die HafenCity, und damit erzielen wir auch einen hohen Aufmerksamkeitswert.

Magdeburger Hafen

Das neue Designzentrum mit Promenade am Magdeburger Hafen

Ein fachmännisches Statement zur Architektur?

Was unseren Bereich betrifft, den Show- und Präsentationsraum und die Büros, ist dem Architekten Stephen Williams und seinem Team eine Punktlandung gelungen. Wir wollten einen Ort haben, der keine Hemmschwellen besitzt und der das Thema Design alltagsbezogen definiert. Wir wollten uns ganz klar unterscheiden von musealen Ausprägungen, von Flagshipstores oder Messeständen. Der Entwurf sollte flexible Nutzungen und Bespielungen zulassen. Und natürlich on top echte Nachhaltigkeit, die wir zum Beispiel mit dem verwendeten Bambusparkett ausdrücken wollen. Oben haben wir einen Teppich verlegen lassen, der als Teil einer vernünftigen Kreislaufwirtschaft zertifiziert ist. Wir haben Bürostühle, die in Minutenschnelle auseinanderzunehmen und damit wieder in den Kreislauf zurückzuführen sind. Wir haben energiesparsame LED-Lampen verwendet. Die sind vom weltbekannten Hamburger Leuchtenproduzenten Tobias Grau. Also: Wir wollen sogenannte Best-Praxis-Geschichten erzählen.

Erwähnenswert ist auch das überraschend hohe Engagement eines sehr mächtigen Mannes in der HafenCity?

Wir werden von der Kulturbehörde für den laufenden Betrieb gefördert. Das ist so geblieben aus den Zeiten der Hamburger Designbeauftragten. Wir haben einen einmaligen Zuschuss für den Innenausbau erhalten und eine Mietsubventionierung über zehn Jahre bekommen, wir sind zehn Jahre mietfrei. Das ist eine Verabredung zwischen der HafenCity Hamburg GmbH, der Kommission für Bodenordnung und den Vermietern – HafenCity-Chef Jürgen Bruns-Berentelg hat das verhandelt, weil er fest davon überzeugt ist, dass die HafenCity als Ganzes von einer Institution wie dem designxport profitieren wird. Er glaubt daran, dass wir diese Themen und solche Treffpunkte brauchen, weil sie die Attraktivität des Quartiers steigern werden.

designxport

designxport verfügt über eine umfangreiche Bibliothek

Deswegen die Frage, welche Rolle soll der designxport in einer Wissens-, Bildungs- oder Kulturlandschaft HafenCity spielen? Es gibt ja noch kein richtiges gemeinsames Feeling dafür, oder? Was kann man tun? Ein offenes WLAN-Netz einrichten?

Wir im designxport bieten es an – herzlich willkommen! Wir haben einige Allianzen, darunter von Anfang an eine mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und dem Studiengang „Zeitbezogene Medien“, was sich ja anbietet. In unserem Untergeschoss läuft ein entsprechender Animationsfilm zu diesem Thema. Mit Masterstudenten der HCU haben wir das Projekt „Deskaround“ gestartet. Weil es in der Uni zu wenig Arbeitsplätze gibt, haben die Studierenden Firmen und Einrichtungen im Umfeld angesprochen, ob sie dort in freistehenden Büros oder anderen Räumen arbeiten können. Und die sind jetzt hier, und sie können sich jeweils über das Netz einbuchen. Außerdem kooperieren wir mit der stellvertretenden HCU-Präsidentin Gesa Ziemer (Forschung) und mit dem Studiengang „Urban Design“ oder mit dem experimentellen Design von der Hochschule für Bildende Künste. Und wir stellen spannende Masterthesen von Hamburger Hochschulen für eine interessierte Öffentlichkeit zur Verfügung. Das sind unsere bevorzugten Aktivitäten, weil mir Vernetzung sehr wichtig ist. Den etablierten Designern ist das nicht immer ganz so vorrangig – aber das wird schon zusammenwachsen!

Zum Schluss: Der besondere Wunsch von Babette Peters für den designxport?

Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Menschen zu uns kommen, vor allem junge, damit wir hier schnell zu einem echten Szenetreffpunkt werden, wo viel, viel Neues entstehen und dann an Leute vermittelt werden kann, die noch nicht richtig etwas mit Design anfangen können – dann wären wir zwar noch nicht am Ziel, aber auf der Zielgeraden!

designxport

designxport als Veranstaltungsort

Interview: Dirk Meyhöfer, Fotos: Thomas Hampel
Quartier 28, Dezember 2014–Februar 2015 , Rubrik:    
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