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Kaffee und Kunst

Weil das neue Café der Deichtorhallen etwas Besonderes werden sollte, wurde der Künstler Michael Bauch mit seiner Gestaltung beauftragt


Michael Bauch

Der Künstler und sein Werk: Zeitgleich mit der Sanierung der Nordhalle tauchte der Hamburger Michael Bauch das neue Fillet of Soul Café in eine freundliche, pulsierende Farbstimmung

Was in Hamburg zuletzt fehlte, das haben Düsseldorf und Berlin: ein gelungenes, von einem Künstler gestaltetes Museumscafé. In Düsseldorf hat der kalifornische Künstler Jorge Pardo die Bar im Ständehaus der Kunstsammlung NRW entworfen, in der ein Seifenblasenmuster den ganzen Raum durchwirkt. Und in Berlin hat der Post-Minimalist Dan Graham traumschöne Beton-Glas-Kuben für das Café Bravo im Hinterhof der Kunstwerke konzipiert.

In der Hansestadt gab es eine wunderbare Zeit lang das Restaurant Jena Paradies neben dem Eingang des Kunstvereins, eingerichtet und mit Kunst durchsetzt vom Künstler Werner Büttner. Dann lange nichts. Anfang April aber eröffnete in der Nordhalle der Deichtorhallen ein Café, das der Hamburger Maler Michael Bauch als benutzbare Raum-Bild-Installation gestaltet hat.

Café Fillet of Soul

Das neue Café Fillet of Soul in der Nordhalle der Deichtorhallen

Die Wände, den Küchen-Tresen-Block und den von einer Sitzbank umschlossenen Treppenabgang hat er mit kräftigen, aber nicht grellen Farben gefasst: mit Gelb, einem bräunlichen Orange und einem dunklen Rot. So entsteht, vor allem wenn die Nachmittagssonne hereinleuchtet, ein bildhafter Raum-eindruck, der an die amerikanische Farbfeldmalerei der 50er und 60er Jahre erinnert. Oder an die Farben der Bar von Edward Hoppers „Night Hawks“.

Michael Bauch

Michael Bauch hat nicht wirklich einen Pinsel benutzt, sondern die Bögen mit einem handelsüblichen Besen und mit großer, schwingender Geste auf die Wand „gefegt“

Das Farbspektrum wird von einem Wandbild aufgenommen und von einem zweiten mit blauen Tönen erweitert. Als würden sie auf diese kantigen Formen antworten, dominieren große, runde, sanfte Pinselschwünge die Bildflächen. Dabei hat Bauch nicht wirklich einen Pinsel benutzt, sondern die Bögen mit einem handelsüblichen Besen und mit großer, schwingender Geste auf die Wand „gefegt“.

Als Mobiliar hat der Künstler die schwarzen „Monza“-Stühle von Konstantin Grcic ausgesucht, auch weil sie mit ihren sichelförmigen Lehnen die Halbkreise der Wandbilder aufnehmen. Und den Tresen erleuchten die als „Handgranaten“ bekannten Pendelleuchten von Alvar Aalto. Der Raum wirkt, so wollte es der Künstler und so wollten es auch die Betreiber des Cafés (sprich Florian Papst und Patrick Gebhardt vom Restaurant Fillet of Soul in der Südhalle), elegant, großzügig, entspannt, ruhig und offen. Es gibt keine Musik. Und der Selfservice-Tresen offeriert vor allem samova-Tees, Kuchen und bezahlbare Snacks.

Bislang wirkte die der Stadt zugewandte Seite der Deichtorhalle nicht sehr einladend. Jetzt wird sich die Fassade bei warmem Wetter öffnen und das Café auch die Terrasse bespielen. Und später, wenn die Container der Phototriennale abgezogen sind, der Rasen auf der freien Fläche des Platzes angewachsen ist und so etwas wie ein innerstädtischer Minipark entstanden ist, dann soll man sich auch Decken und Picknickkörbe ausleihen und sich auf der Wiese sein eigenes Tischlein decken können.

Fillet of Soul Café
Nordhalle der Deichtorhallen Deichtorstraße 1
Di–So 11–18 Uhr

Text: Karin Schulze; Fotos: Thomas Hampel
Quartier 30, Juni–August 2015 , Rubrik:    
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