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Kühne Idee

2010 hat der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne die Kühne Logistics University (KLU) gegründet. Seit 2013 sitzt die KLU am Großen Grasbrook und gilt nach zwei angesehenen Hochschulrankings mittlerweile als eine der erfolgreichsten Hamburger Hochschulen


KLU

Impressionen aus der KLU – Kühne Logistics University

Von außen schimmert das Goldene Ei durch die Glasscheibe, architektonisches Highlight der Kühne Logistics University (KLU) am Großen Grasbrook, nachträglich eingebaut in die zunächst als SAP-Bildungszentrum errichtete Immobilie. Es birgt das Audimax mit 299 Plätzen „und ist inzwischen zu unserem Markenzeichen geworden“, freut sich KLU-Präsident Thomas Strothotte.

Begonnen hatte alles 2003 mit der Gründung der Hamburg School of Logistics an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) durch die Kühne-Stiftung. 2007 entstand daraus die Kühne School of Logistics and Management an der TUHH, der direkte Vorläufer der 2010 gegründeten KLU.

Thomas Strothotte

Thomas Strothotte, ein gebürtiger Kanadier mit deutschen Wurzeln, ist seit August 2013 Präsident der KLU

Kennzeichnend für die Hochschule ist ihre Internationalität. Von den 200 Studierenden kommt die Hälfte aus dem Ausland, was sich bei den Professoren ähnlich verhält. Sie stammen beispielsweise aus den USA, Großbritannien, Italien, Griechenland, der Türkei, natürlich auch aus Deutschland und bringen reichlich Auslandserfahrung mit. Die Universität beruft nur Lehrkräfte, die auf höchstem internationalem Niveau veröffentlichen. „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber, weil wir nach internationalen Spielregeln arbeiten“, erklärt Präsident Strothotte, selbst gebürtiger Kanadier. Unterrichtssprache ist Englisch.

Auch für die Lehre bietet die KLU sehr gute Bedingungen. Ein Professor betreut zehn Studierende. Das hat Seltenheitswert. Die Hochschullehrer unterrichten etwa halb so viel wie an Staatlichen Universitäten und haben daher viel mehr Zeit für ihre Forschungen. Der Career Service unterstützt die Studierenden beim Einstieg in die Arbeitswelt mit zahlreichen Coaching-Programmen. Das International Office hilft, das Auslandssemester an einer der mehr als 50 Partnerhochschulen weltweit zu organisieren. Im letzten CHE-Hochschulranking führte dieser hohe Servicestandard zu Topbewertungen in allen Hauptkriterien. Nach dem Handelsblatt-Forschungsranking erreicht die KLU unter allen Business-Fakultäten Deutschlands den dritten Platz, bei den Privaten sogar den ersten.

Finanziell steht die KLU auf sicheren Beinen. Sie ist das Flaggschiff der Kühne-Stiftung, die den größten Teil der Kosten deckt. Studiengebühren, die sich in einem Größenbereich von 10.000 Euro pro Jahr bewegen, ergänzen das Budget. Eine breite Palette von Stipendien und anderen Finanzierungsmöglichkeiten steht allen geeigneten Studienbewerbern zur Verfügung.

Bei den Interessenten wird nicht nur auf gute Zensuren geachtet. Wichtig sind Auslandserfahrung, sehr gute Englischkenntnisse, Persönlichkeit, soziales Engagement, Motivation und eine Affinität zu Zahlen. Denn in beiden Fachbereichen, Logistik und Management, studieren die jungen Leute letztendlich spezialisierte Wirtschaftswissenschaft. Für den Bachelorstudiengang werden mit den Bewerbern aus aller Welt Skype-Interviews geführt, um sie besser kennenzulernen.

„Viele denken bei Logistik immer noch an Trucks und Gabelstapler“, erklärt Strothotte. „Wir bilden Manager aus, die die hochkomplexen globalen Supply Chains als Prozess verstehen, analysieren und optimieren können. Das erfordert eine wissenschaftliche Herangehensweise.“

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Klaus-Michael Kühne über eine zukunftsfähige Logistikausbildung, die Elbvertiefung, Olympia in Hamburg und seine Vorfreude auf die Elbphilharmonie.
Klaus-Michael Kühne

Klaus-Michael Kühne – Milliardär, Mäzen und Hamburger Lokalpatriot

Die Kühne Logistics University (KLU) befindet sich direkt neben dem Unternehmenssitz von Kühne+Nagel. Vertragen sich Lehre, Sponsorenschaft und Geschäft auf engstem Raum?

Sie vertragen sich bestens. Was vor allem damit zu tun hat, dass jeder Bereich seinen eigenen Platz hat und die Kompetenzen zwischen Konzern, Kühne-Stiftung und Universität klar abgegrenzt sind. Die Kühne Logistics University habe ich 2010 als eigenständige wissenschaftliche Hochschule gegründet. Ihre Aufgabe ist es, den weltweit dringend benötigten Nachwuchs an Führungskräften in der Logistikbranche auszubilden. Hier geht sie innovativ und erfolgreich ganz neue Wege. Wenn dann auch einmal ein KLU-Student sein Praktikum bei Kühne+Nagel macht oder als Absolvent im Konzern seine berufliche Laufbahn beginnt, freut mich das natürlich. Die Absolventen sind aber in der Logistikbranche und der Industrie international gefragt und bekommen alle sehr schnell attraktive Angebote. Für die Stiftung ist die KLU das Flaggschiff unseres Engagements im Bildungsbereich.

„Wir brauchen hochqualifizierte, aber auch mutige Entscheider, die die Erfordernisse der Praxis kennen und die sich schnell verändernden Märkte verstehen“

Was sind Ihre Ziele für die Uni? Was bringt man Studenten heute bei, damit sie morgen zurechtkommen in einer sich immer komplexer gestaltenden Zukunft?

Reines Lehrbuchwissen hilft heute nicht weiter. Deshalb legt die KLU größten Wert darauf, dass nur Top-Wissenschaftler berufen werden, die sich in der Forschung international einen Namen gemacht haben. Davon profitieren die Studenten. Denn sie bekommen die neuesten Forschungsergebnisse aus erster Hand, Jahre früher, bevor sie in den Lehrbüchern zu finden sind. Im Vordergrund steht das interaktive Lernen in kleinen Gruppen. Ganz wichtig ist der Praxisbezug des Studiums. Drei Monate Praktikum in renommierten Unternehmen Deutschlands oder im Ausland sind Standard. Wir brauchen hochqualifizierte, aber auch mutige Entscheider, die die Erfordernisse der Praxis kennen und die sich schnell verändernden Märkte verstehen. Die richtigen Fragen zu stellen und dabei helfen, die richtigen Antworten zu finden – dazu sollen KLU-Studenten befähigt werden.

Die KLU stärkt den Logistik-Standort Hamburg. Wie sieht die Zukunft der Logistik aus in den Zeiten von 3-D-Druckern? Welchen Stellenwert messen Sie der Elbvertiefung zu?

Logistik ist und bleibt ein sehr spannendes und interessantes Feld. Die globale Wirtschaft ist ein hochkomplexes Gebilde, das von der Logistik abhängt, wie wohl nie zuvor in der Geschichte. Zudem erfordert Logistik stets Kreativität, weil Kundenansprüche steigen und IT und Industrie 4.0 ganz neue Herausforderungen und Möglichkeiten schaffen. Die Entwicklungen im 3-D-Druck sollte man aufmerksam verfolgen, aber auch nicht dramatisieren. Für Hamburgs Wirtschaft ist die Elbvertiefung eine ganz entscheidende Frage: Wenn Hamburg seine Spitzenposition halten und ausbauen will, muss die Elbvertiefung kommen. Sonst verliert der Hafen an Wettbewerbsfähigkeit.

Sie sind sehr engagiert in der HafenCity, zum Beispiel als wichtigster Sponsor des Harbour Front Literaturfestivals. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der HafenCity und Hamburgs Olympia-Pläne?

Olympia ist eine großartige Chance für Hamburg. Dass die Hamburger Bevölkerung das ebenso sieht und sich breit dafür ausgesprochen hat, freut mich sehr. Die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes, Hamburg 2024 beziehungsweise 2028 für Deutschland ins Rennen zu schicken, begrüße ich als Hamburger uneingeschränkt. Ganz besonders wird die HafenCity davon profitieren, die schon jetzt ein in Europa einzigartiges Projekt moderner Stadtentwicklung darstellt. Für den Kleinen Grasbrook, in direkter Nachbarschaft zur KLU, wäre das praktisch eine Neugeburt. Wenn alles so konzipiert wird, dass auch eine sinnvolle Nutzung nach den Spielen möglich ist, woran ich nicht zweifle, würde das der HafenCity und Hamburg einen gewaltigen Schub geben. Aber auch so ist die HafenCity für Hamburg ein Erfolgsmodell aus attraktivem Wohnen am Wasser, Wirtschaftstätigkeit und Kultur. Das Harbour Front Literaturfestival liegt mir dabei besonders am Herzen. Die feierliche Eröffnungsveranstaltung findet immer im Goldenen Ei der KLU statt, wie auch eine Vielzahl der Lesungen. Das ist eine wirklich großartige Zusammenarbeit.

Sie haben auch viel für die Elbphilharmonie getan. Sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

Das Projekt Elbphilharmonie habe ich von Beginn an unterstützt – ich fand diese Initiative großartig, und meine Stiftung gehörte zu den maßgeblichen frühen Förderern. Auch hatte ich angesichts enger Beziehungen zu den Festspielen in Luzern von dort die Zusage, dass Claudio Abbado mit dem Lucerne Festival Orchestra nach der Eröffnung der Elbphilharmonie nach Hamburg kommen würde. Dies war für das Jahr 2010 vorgesehen, aber danach hat sich die Eröffnung der Elbphilharmonie um ganze sieben Jahre verschoben und der großartige Dirigent ist zwischenzeitlich leider verstorben. Trotz dieser unendlichen und traurigen Geschichte freue ich mich sehr, dass sich das großartige Bauwerk mit einem bemerkenswerten Konzertsaal seiner Vollendung nähert.

Text und Interview: Bettina Mertl-Eversmeier; Fotos: Michael Baden, Cornelius Klingel, Andreas Schmidt-Wiethoff, Dennis Williamson, Kühne+Nagel
Quartier 30, Juni–August 2015 , Rubrik:    
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