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Umgang mit einem Denkmal

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) begreift die Bewirtschaftung der Speicherstadt auch als den Erhalt der Bausubstanz für kommende Generationen. Vorstandsmitglied Dr. Roland Lappin erläutert Chancen und Perspektiven.
Die Nutzungsmöglichkeiten der Speicher werden gegenwärtig noch durch das Hafenentwicklungsgesetz und auch den noch lückenhaften Hochwasserschutz eingeschränkt. Gastronomische Angebote und Wohnungen sind deshalb in der Speicherstadt noch die Ausnahme. Doch im Hinblick auf ein lebendiges Quartier als Bindeglied zwischen Innenstadt und HafenCity möchte Dr. Roland Lappin nicht darauf verzichten. Im Vorstand der HHLA verantwortet er unter anderem den Bereich Immobilien. Seine Aufgabe bewegt sich im Spannungsfeld zwischen gelebtem Denkmalschutz und wirtschaftlicher Nutzung der über 120 Jahre alten Gebäude in der Speicherstadt.

Die Nutzungsmöglichkeiten der Speicher werden gegenwärtig noch durch das Hafenentwicklungsgesetz und auch den noch lückenhaften Hochwasserschutz eingeschränkt. Gastronomische Angebote und Wohnungen sind deshalb in der Speicherstadt noch die Ausnahme. Doch im Hinblick auf ein lebendiges Quartier als Bindeglied zwischen Innenstadt und HafenCity möchte Dr. Roland Lappin nicht darauf verzichten. Im Vorstand der HHLA verantwortet er unter anderem den Bereich Immobilien. Seine Aufgabe bewegt sich im Spannungsfeld zwischen gelebtem Denkmalschutz und wirtschaftlicher Nutzung der über 120 Jahre alten Gebäude in der Speicherstadt.

Wie wird die Speicherstadt in fünf Jahren aussehen?
Es gibt drei Eckpunkte, an denen wir uns orientieren. Erstens die Option für Hamburg, dass die Speicherstadt zum UNESCO-Welterbe wird. Zweitens wollen wir die Nutzungsvielfalt erhalten. Wobei wir einigen Einschränkungen unterworfen sind. Der dritte Punkt ist die Entwicklungs­geschwindigkeit. Wir werden nicht auf Vorrat bauen. Das heißt, wir entwickeln nur, was wir vermarkten können, um Leerstand zu vermeiden.

Was meinen Sie mit Einschränkungen?
Die Speicherstadt unterliegt dem Hafenentwicklungsgesetz, das artfremde und wohnliche Nutzungen ausschließt. Alles, was wir bislang in diesem Bereich realisiert haben, sind Ausnahmen. Wir sind aber im Gespräch mit dem Oberbaudirektor und der Behörde für Stadtentwicklung, damit am Ende das Hafenentwicklungsgesetz nicht zum Engpassfaktor für die weitere Nutzung wird. Allen Beteiligten ist bewusst, dass sich etwas ändern muss. Es geht jetzt um das Wie.

Die weitere Entwicklung hängt auch vom Hochwasserschutz ab. Wie weit sind Sie in dem Bereich?
Darauf hat die HHLA leider wenig Einfluss. Aber es ist richtig, dass wir für unsere Entwicklung auf eine geschlossene Hochwasserschutzlösung mit der HafenCity angewiesen sind. Geplant ist ein Warftenring um das gesamte Gebiet, der seinen Abschluss in einem Sperrwerk findet. Doch diese Lösung wird innerhalb der kommenden fünf Jahre nicht realisiert werden können.

Würde eine Anerkennung als UNESCO-Welterbe die Entwicklungsmöglichkeiten nicht weiter einschränken?
Natürlich darf keine museale Käseglocke über das Gebiet gestülpt werden. Wir haben hier die Chance, an der Schnittstelle zwischen dem Stadtzentrum und der HafenCity ein lebendiges Quartier zu schaffen. Wir sind uns der Verantwortung im Umgang mit der Bausubstanz bewusst. Es vergeht keine Woche, in der ich nicht über Baustellen laufe und mir die Arbeiten anschaue. Da hängt bei mir Herzblut dran. Das hier ist nicht irgendeine Immobilie, sondern ein einmaliges Ensemble von Bauwerken. Auf der anderen Seite muss der Immobilienbereich wirtschaftlich stabil laufen. Wir können nicht zum „Kostgänger der Stadt“ werden, dafür hätten unsere Gesellschafter kein Verständnis und es entspricht nicht unserem Selbstwertgefühl.

Andere europäische Metropolen nutzen ihre alten Hafenareale ganz selbstverständlich zu Wohnzwecken. Warum ist das in Hamburg anders?
Das hat mit dem bereits erwähnten Hafenentwicklungsgesetz als auch dem Hochwasserschutz zu tun. Wir haben im Block N am Kibbelsteg, genau in der Mitte der Speicherstadt, exemplarisch gezeigt, wie Wohnen und Arbeiten aussehen können. Rein baulich bieten sich die obersten Böden dazu an, da sie viel Licht einlassen und einen unglaublichen Ausblick bieten. Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren an der einen oder anderen Stelle Wohnlösungen anbieten werden. Mit den Zielen Nutzungsvielfalt und Revitalisierung der City macht das Sinn. Ich glaube, wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir ein Quartier in der Größenordnung der Speicherstadt ohne Wohnmöglichkeiten entwickeln.

Wird neben Büros eine Lagernutzung morgen noch Teil der Speicherstadt sein?
Wir werden keine Mieter vertreiben. Im Gegenteil haben wir ein Interesse an der Lagernutzung, insbesondere was den Teppichhandel anbelangt. Die Lagerung ist die authentische Funktion der Speicherstadt. Die Bereiche Textil und Teppich belegen heute knapp 25 bis 30 Prozent der Fläche. Die Nutzung als Lager macht neben den Büros, der Gastronomie sowie der touristischen Nutzung den Charme der Speicherstadt aus.

Welche gewerblichen oder gastronomischen Anbieter würden Sie noch gerne ansiedeln?
Wir haben durch die Gestaltungssatzung klare Regeln was Schilder und Werbung anbelangt. Daher macht das für Filialisten keinen Sinn. Ich könnte mir in den unteren Böden aber Manufakturen vorstellen, in denen man bei der Produktion zuschauen kann. Es würde auch ein Kolonialwarenladen hervorragend hierher passen. Da finden die Kunden Lebensmittel, Snacks für das Mittagessen, aber auch eine vernünftige Weinauswahl.

Wie sieht denn Ihr persönlicher Traumspeicher aus?
Ich bevorzuge die Speicher mit Eichenpfählen. Mein Traumspeicher wäre eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten. Die Räumlichkeiten würde ich weitestgehend so belassen, um den Loftcharakter zu erhalten.

Interview: Dirk Kunde, Foto: Thomas Hampel
Quartier Special 02 , Rubrik:    
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