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Männerfantasien in der HafenCity

Die Automobil-Ausstellung PROTOTYP am Lohseplatz ist ab sofort die erste Adresse für Liebhaber klassischer Renn- und Sportwagen aus ganz Deutschland.


Faszination Fahrzeug – Kultobjekte zum Angucken und Anfassen (1)

Faszination Fahrzeug – Kultobjekte zum Angucken und Anfassen (1)

Wenn die Automobil-Ausstellung PROTOTYP – PERSONEN.KRAFT.WAGEN. am 12. April ihre Pforten öffnet, ist die HafenCity um eine weitere Attraktion reicher. Die Sammlung präsentiert auf 2.500 qm rund 50 Renn- und Rekordfahrzeuge der Nachkriegszeit. Zu den Highlights unter den Exponaten zählen z. B. das silberne Stromlinienfahrzeug von Petermax Müller. Mit diesem selbst konstruierten Wagen, Baujahr 1948, fuhr der deutsche Rennpilot insgesamt acht Weltrekorde und 22 nationale Bestzeiten ein. Oder der rote Monoposto Cisitalia D46, der von dem wohl berühmtesten österreichischen Rennfahrer der Nachkriegszeit, Otto Mathé, gebaut und gefahren wurde. Otto Mathé, der 1934 bei einem Motorradrennen seinen rechten Arm verlor, konzipierte den „Einhandsegler“ so, dass er ihn mit der Brust lenken konnte, während er schaltete.

„Unser Ziel ist es, nicht nur PS und Kubikzentimeter zu präsentieren“, betonen die PROTOTYP Gründer Oliver Schmidt und Thomas König. „Für uns spielen auch die Geschichten rund um die Fahrzeuge eine wichtige Rolle. Oft waren die Menschen hinter den Autos Konstrukteur, Erbauer und Fahrer in Personalunion. Die Leidenschaft, mit der sie sich dem Rennsport verschrieben haben, wollen wir ebenfalls vermitteln.“ Deswegen wehren sich die 34 und 36 Jahre alten Hamburger auch vehement gegen den Begriff „Museum“ im Zusammenhang mit ihrer Sammlung: „Bei uns gibt es keine antiquierte Form der Präsentation. Alle Exponate sind frei zugänglich und z. B. nicht durch eine rote Kordel vom Publikum abgesperrt.“

Die Macher: Thomas König (links) und Oliver Schmidt (rechts) im berühmten Hell JAP Bardahl Spezial von 1948 (2)

Die Macher: Thomas König (links) und Oliver Schmidt (rechts) im berühmten Hell JAP Bardahl Spezial von 1948 (2)

1958 - Porsche 356 A Carrera GT

1958 - Porsche 356 A Carrera GT

1952 - Otto Mathé Fetzenflieger

1952 - Otto Mathé Fetzenflieger

1973 - Porsche 911 Carrera RS

1973 - Porsche 911 Carrera RS

1964 - Porsche 904 Carrera GTS

1964 - Porsche 904 Carrera GTS

1964 - Formel V

1964 - Formel V

1953 - Porsche 365 S Cabrio

1953 - Porsche 365 S Cabrio

1946 - Cisitalia D46

1946 - Cisitalia D46

1957 Porsche A Speedster

1957 Porsche A Speedster

PROTOTYP beschreitet auch bei dem Einsatz moderner Medien neue Wege. Digitale Bodenvitrinen neben den automobilen Schätzen informieren über die wichtigsten Fakten wie Marke, Modell und Baujahr. Darüber hinaus werden Fotos und Filme präsentiert, die die Rennwagen im Einsatz zeigen. Ein besonderes Glanzstück stellen auch die digitalisierten Original-Fotoalben aus dem Besitz der Rennfahrer dar, die auf einem Touchscreen abgerufen und Seite für Seite umgeblättert werden können. Wer einmal Rennfeeling life erleben möchte, setzt sich am besten in den Fahrsimulator. Hinter dem Lenkrad eines Porsche 356 Cabrio Speedster lassen sich die bekanntesten Rennstrecken wie Monaco, Silverstone oder Hockenheimring abfahren. Ein kleines Kino mit historischen Filmen von Rennen der frühen Nachkriegszeit, eine Fotogalerie mit bisher unveröffentlichtem Bildmaterial sowie Originalgegenstände aus dem Besitz der Fahrer, wie z. B. die Rennfahrerbrille von Otto Mathé, runden die Schau ab.

Ästhetik, Emotionen, Schweiß. Lust-
objekte, Sammlerstücke, Meisterwerke.

Mit PROTOTYP haben sich Diplomkaufmann Oliver Schmidt und Architekt ThomasKönig einen Lebenstraum erfüllt. Bereits mit 18 Jahren kauften die beiden Jugendfreunde ihr erstes altes Auto, einen VW Kübelwagen. Als nächstes folgte ein Porsche 356, inzwischen besitzen sie fast 50 Wagen. Vor rund drei Jahren erwarben sie das alte Fabrikgebäude am Lohseplatz, um ihre Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, gestehen Schmidt und König. „Wir waren einerseits auf der Suche nach einem Gebäude, das zu den Fahrzeugen passt. Andererseits sollte aber auch das gesamte Umfeld unserer Ausstellung entsprechen. In der HafenCity haben wir die perfekte Symbiose von Altem und Neuem gefunden.“ Das denkmalgeschützte Gebäude, das zwischen 1902 und 1906 auf dem Großen Grasbrook entstand, ist ebenso wie viele der Exponate ein technisches Wunderwerk. Das Rückgrat des 70 Meter breiten Gebäudes bildet ein Skelett aus 14 vertikalen Stahlpfeilern und ebenso vielen gusseisernen Querträgern, die in Gelenken gelagert sind. So entstand ein bewegliches Gitterwerk, das im Stande ist, eventuelle Absackungen des Bodens abzufangen. Zunächst beherbergte das Gebäude eine Hartkautschukfabrik, anschließend eine grafische Kunstanstalt.

Oliver Schmidt und Thomas König ließen das Bauwerk zwei Jahre lang aufwändig renovieren. So wurde z. B. die Fassade originalgetreu restauriert und das historische Gewölbe im Keller der ehemaligen Fabrik wieder freigelegt. Ab Mitte April sollen auf insgesamt drei Ebenen nicht nur Meisterwerke des Rennsports zu sehen sein. Die beiden unteren Stockwerke dienen als Gastronomie- und Eventflächen, die für Veranstaltungen gemietet werden können. Ein Restaurant und eine Bar mit Loungebereich laden täglich zum Mittagessen oder zu einem Afterwork-Drink ein.

Öffnungszeiten: Di-So 10 – 18 Uhr
Preise: Erwachsene 7,50 Euro,Kinder 4,50 Euro,
Gruppen ab 15 Personen 6 Euro/Person
Führungen nach Vereinbarung

www.prototyp-hamburg.de

 

Text: Dr. Stefanie Wehnert, Fotos: (1) Thomas Hampel, (2) und Automobile PROTOTYP

Quartier 01, April–Mai 2008 , Rubrik:    
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