Ankunft in der Gegenwart
Seit 100 Jahren fuhren täglich ungezählte Reisende über das historische Eisenbahnviadukt zwischen dem Hauptbahnhof und den Elbbrücken. Das bedeutende Relikt der Hamburger Verkehrsarchitektur wurde im Januar 2008 abgebrochen.
Die wuchtigen Bogengewölbe aus Backsteinwurden zwischen 1903 und 1907 errichtet. Bis dahin lagen die meisten Gleise in Hamburg und der damals noch selbstständigen preußischen Nachbarstadt Altona ebenerdig, was zu erheblichen Beeinträchtigungen des übrigen Verkehrs führte. Es gab vier Kopfbahnhöfe, die nur unzulänglich miteinander verbunden waren. Je nachdem, ob man in Richtung Berlin, Kiel, Lübeck oder Hannover bzw. Bremen fahren wollte, musste man einen anderen Bahnhof wählen.
1898 wurde ein Abkommen zwischen den Staaten Hamburg und Preußen sowie der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft mit dem Ziel geschlossen, die Eisenbahnverbindungen im Hamburger Raum neu zu ordnen. Dabei wurden nicht nur die meisten Gleise auf Dämme und Viadukte verlegt. Hamburg erhielt 1906 auch einen Durchgangsbahnhof, den Hauptbahnhof, in dem der gesamte Personenverkehr gebündelt wurde. Außerdem entstanden die neuen Bahnhöfe Altona, Holstenstraße, Sternschanze und Dammtor.
Die Bogengewölbe wurden zwischen 1903 und 1907 errichtet.
Die Eisenbahnstrecke an der Versmannstraße wurde bereits 1872 zusammen mit den beiden Eisenbahnbrücken über die Norder- und die Süderelbe fertiggestellt. Bis dahin mussten die Reisenden in Hamburg bzw. Harburg in eine Elbfähre umsteigen! Endstation war der Venloer Bahnhof – ab 1892 Hannoverscher Bahnhof genannt – der am heutigen Lohseplatz lag und an den noch der ehemalige Güterbahnhof erinnert.
Der abgebrochene Viadukt an der Versmannstraße war übrigens nur noch in Teilen mit dem ursprünglichen Bauwerk identisch. Um 1930 wurden die Bogengewölbe durch zusätzliche Ziegellagen verstärkt, was man an dem Abbruchfoto erkennen kann. Im Rahmen der Elektrifizierung 1964 wurde das Gleisbett mit Betonbalken verbreitert, die auf dem alten Viadukt auflagen. Um 1980 wurde der nördliche Abschnitt, der aus genieteten Stahlbrücken bestand, durch einen Damm mit Stahlspundwänden ersetzt. In dieser schmucklosen Form wird jetzt auch der übrige Viadukt ausgeführt.
Text: Ralf Lange, Fotos: (1) Manfred Stempels, (2), (3) Thomas Hampel