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Neue Maßstäbe setzen

Die Schweiz ist neu dabei – doch damit ist der Ausbau der Miniaturwelt noch nicht beendet. Geplant ist eine kombinierte Besucher- und Modellbahnbrücke über das Kehrwiederfleet in den gegenüberliegenden Speicherblock L.


Abendstimmung im Schweizer Idyll: Dank unzähliger kleiner Leuchten erwacht der Bahnhof im Alpental zum Leben. Im Hintergrund eine Autobahn-Brückenbaustelle, das beleuchtete Langwieser Viadukt und die Ausläufer des Bietschhorns.

Wussten Sie eigentlich, dass die Schweiz nur rund 40.000 (sichtbare) Einwohner hat, damit allerdings mehr als ein Fünftel der gesamten existierenden „Weltbevölkerung“ stellt? Dass die Hälfte von ihnen gerade einem Popkonzert von DJ Bobo lauscht, während sich die andere Hälfte, darunter Wilhelm Tell und Gleichgesinnte beim Rütli-Schwur, Mönche am Kletterseil, Alphornbläser und Trachtenmädchen vor der Fernsehkamera, schwer Gerüstete auf mittelalterlichen Ritterspielen sowie die Teilnehmer einer Oldtimer-Rallye auf kühn geschwungener Passstraße nebst 700 Häusern und Brücken sowie 130 Zügen auf drei Kilometern Gleis über den „Rest“ des Landes verteilt?

Das Miniatur Wunderland ist die größte Modelleisenbahnanlage der Welt – die Statistik der Superlative: 1.100 qm Ausstellungsfläche, 180.000 Figuren, 3.500 Gebäude, 5.000 Fahrzeuge, 830 Züge, 12 km Gleise

 

Die Nostalgie-Rallye „Mille Miglia“ wird von einer Schafherde aufgehalten.

Klar: Die Rede ist vom Hamburger Miniatur Wunderland („MiWuLa“), der größten Modelleisenbahnanlage der Welt. Nahezu unendlich viel zu entdecken gibt es in dieser speziellen Schweiz im Maßstab 1:87. Das Matterhorn musste noch etwas mehr „geschrumpft“ werden, um mit sechs Metern Höhe auf zwei Etagen in der Speicherstadt Platz zu finden. Zwar besteht die Hamburger Schweiz mit 15 Tonnen Stahl und vier Tonnen Gips auf rund 250 qm nur aus den Kantonen Wallis, Graubünden und Tessin. „Seit der Eröffnung hat sich die Zahl der Schweizer Besucher bei uns auf mehr als 30.000 im Jahr fast verdoppelt“, berichtet Sprecher Sebastian Drechsler (26), Bruder der MiWuLa-Gründer Frederik und Gerrit Braun. Dank der Schweiz, die übrigens mit fachlicher Unterstützung durch das Schweizer Generalkonsulat entstand, knacken die MiWuLa-Macher dieses Jahr wohl die Eine-Million-Besucher-Grenze. Zum Vergleich: Das weltberühmte bayerische Schloss Neuschwanstein bringt es auch „nur“ auf rund 1,3 Millonen Besucher jährlich.

Liebe zum Detail: Szenen zum Schmunzeln gibt es überall zu entdecken.

Kinder verraten ihren Lieblingsplatz in der Mini-Schweiz meist mit leuchtenden Augen und Zeigefinger: Der Nachbau der Lindt-Schokoladenmanufaktur von Kirchberg bei Zürich aus dem Jahre 1899 zieht sie magisch an. Dort wird Schweizer Tradition in der Schokoladenherstellung simuliert. Per Knopfdruck wirft die Anlage fertige kleine Täfelchen zum Sofortverzehr aus. „Alle 63 Sekunden eine Schoko-Tafel“, hat Drechsler errechnet. „In fünf Jahren sind das rund eine Million Stück“. Clever: Das MiWuLa lässt sich die Schoko-Speisung vom Schweizer Hersteller sponsern – Schokolade gegen Firmensignet.

20.000 Fans lauschen dem Konzert des Schweizer Exportschlagers DJ Bobo.

Mit der Schweiz ist die Erweiterung des Miniatur-Wunderlandes noch lange nicht beendet: Zu den bisherigen sieben Bauabschnitten mit mehr als 1.100 qm Ausstellungsfläche, rund 180.000 Figuren, 3.500 Gebäuden und 5.000 Fahrzeugen sowie 830 Zügen auf zwölf Kilometern Gleisen sollen weitere hinzu kommen: Im Bau befindet sich bereits ein internationaler Flughafen mit weiteren technischen Leckerbissen, anschließend sollen Frankreich und Italien entstehen. Mittelfristig träumt man sogar davon, mit Hilfe einer kombinierten Besucher- und Modellbahnbrücke das Kehrwiederfleet zu überspannen und im gegenüber liegenden Speicher weiter zu bauen.


Miniatur Wunderland Hamburg
Kehrwieder 2, Block D, 20457 Hamburg
tägl. geöffnet 9:30 – 18, Di. 9:30 – 21 Uhr,
Sa. 8 – 21, So.- u. feiertags 8:30 – 20 Uhr

www.miniatur-wunderland.de

 

Text: Michael Hertel, Fotos: Frank Zarges

Quartier 04, Dezember 2008–Februar 2009 , Rubrik:    
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