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Artblock 2010

An der Schnittstelle zwischen Speicherstadt und HafenCity planen Ulrike Klug und Tobias Gloger ein internationales Kunst- und Kulturzentrum frei von Berührungsängsten.

Raumkonzept für ein neues internationales Kunstzentrum in der Speicherstadt

Raumkonzept für ein neues internationales Kunstzentrum in der Speicherstadt


Zwei Menschen, ein Gedanke. Die eine, Ulrike Klug, Geschäftsführerin der kulturreich Galerie und Agentur in der Neustadt, der andere, Tobias Gloger, Vorsitzender der Kunstkompanie HafenCity e. V. Wenn zwei kunstbegeisterte, engagierte Menschen aufeinander treffen, dann kann dabei eine Vision entstehen. Und so kam es. Gemeinsam mit Architekten und Theaterschaffenden haben sie ein Konzept für ein internationales Zentrum für Kunst und Kultur der Gegenwart am Standort Speicherstadt oder HafenCity entwickelt. Der so genannte Artblock soll eine neue Heimat für Künstler, Sammler, Händler, Vermittler und Kunstbegeisterte werden. Und er soll ein Treffpunkt für Anwohner und Besucher der Stadt sein. „Wir schreiben Kunst und Soziales groß. Wir wollen keinen Ort nur für Künstler schaffen, sondern was wir uns wünschen, ist Austausch, Begegnung, Kommunikation. Wir wollen alles ein Stück weit menschlicher machen. Wir suchen keine Flächen, die sich temporär bespielen lassen, was die aktuell von der Stadt geprägten Kulturaktivitäten in der HafenCity kennzeichnet“, sagt Ulrike Klug.
Der Wunschort liegt in der Speicherstadt, und zwar im Speicherblock L. Im Rahmen des diesjährigen Hamburger Architektursommers haben die beiden Initiatoren und ihre Mitstreiter sich Studierende der HafenCity Universität mit ins Boot geholt, die anhand der Räumlichkeiten des Speichers am Sandtorkai beispielhaft entworfen haben, wie das Kulturzentrum mit seinen Galerien, Ateliers, Büros, Läden und Cafés und einer Fläche von 10.000 Quadratmetern aussehen könnte. „Der Speicherblock L bietet sich von der Lage her besonders gut an. Er ist schnell von der Innenstadt aus erreichbar und eine virtuelle Verlängerung der Kunstmeile, ausgehend von der Galerie der Gegenwart über die Deichtorhallen bis hin zur Elbphilharmonie“, so Tobias Gloger. Ein weiterer Vorteil des Standorts ist die prominente Nachbarschaft. Miniatur Wunderland, Hamburg Dungeon und Spicy’s Gewürzmuseum
garantieren Besucherströme, von denen auch der Artblock profitieren könnte – vor allem ab 2010, wenn das stetig wachsende Wunderland sich möglicherweise über das Fleet hinüber zum Speicherblock L ausdehnt. Doch selbst wenn einige Speicherflächen 2012 wieder frei werden, ist fraglich, ob die HHLA auf eine kommerzielle Nutzung zugunsten eines gemeinnützigen Projektes verzichtet. „Hier müsste ein Sinneswandel stattfinden, der dazu führt, dass die Flächen der Speicherstadt nicht nur meistbietend vergeben werden, sondern auch nach Inhalten, die zur Attraktivitätssteigerung des gesamten Quartiers beitragen“, meint Tobias Gloger, denn: „In der HafenCity fehlen schlichtweg die bezahlbaren Räumlichkeiten, um Kunst dauerhaft zu präsentieren.“ Klug und Gloger wollen die Gentrifizierung umkehren. Sie holen Künstler in die HafenCity, um das Quartier zu beleben und für alle Besucher interessant zu machen, nicht nur für eine spezielle wohlhabende Klientel.
Sie selbst haben keine Kommerzialisierung ihres Artblock im Sinn, sie wünschen sich eintrittsfreie Ausstellungen, neue Erfahrungen und „lustvolle Zugänge zum Verständnis der Kunst“, wie es im Vorwort zum Ausstellungskatalog heißt. Dass daran Bedarf besteht, haben viele Gespräche mit Ausstellungsbesuchern gezeigt. Finanziert werden soll der Artblock durch einen Brückenschlag zwischen Kunst und Wirtschaft, indem ansässige Unternehmen den Artblock zur Imageförderung nutzen oder sich in der Nachwuchsförderung engagieren.
Bis es soweit ist, wird schon am nächsten Projekt gearbeitet: Fünf europäische Universitäten mit insgesamt etwa 100 Studierenden vom Fachbereich Städteplanung werden eingeladen, 2010 an einer einwöchigen Herbstakademie zum Thema „Verlängerung der Kunstmeile“ teilzunehmen.
Doch vorher freuen sich beide über einen regen Austausch über mögliche Nutzungen, Ausstellungen und Kooperationen des Artblock. Dazu wird es ab 3. Februar eine Veranstaltungsreihe im Kesselhaus geben. 

 

ARTBLOCK INITIATIVE LÄDT EIN ZUM AUSTAUSCH:

Neue Wege zur Kunst in der HafenCity, 3. Februar, 19 Uhr
HafenCity InfoCenter im Kesselhaus, Am Sandtorkai 30, 20457 Hamburg

 

Text: Petra Schreiber, Visualisierung: Anna Kirstgen/Anna-Lena Schüsler
Quartier 08, Dezember 2009–Februar 2010 , Rubrik:    
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