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Piazza d’Amburgo

Die Plätze und Promenaden der westlichen HafenCity bringen mit fließenden Formen und mediterraner Eleganz eine spielerische Note in die geordnete Anmutung der umliegenden Bebauung. Die italienisch-spanische Architektin Benedetta Tagliabue setzte damit eine für Hamburg ungewohnt leicht wirkende Architektur um. Besucher und Bewohner haben sich nach kurzem Zögern mit ihr angefreundet.

Abendstimmung an den Marco-Polo-Terrassen.  Die Freiraumgestaltung von EMBT bringt großzügige Ruheräume in die wachsende HafenCity. (1)

Abendstimmung an den Marco-Polo-Terrassen. Die Freiraumgestaltung von EMBT bringt großzügige Ruheräume in die wachsende HafenCity. (1)

„Sie wollen wohl Barcelona nach Hamburg verpflanzen?“ Diesen Satz bekam die Architektin Benedetta Tagliabue öfter zu hören, als sie ihre ersten Entwürfe für die öffentlichen Plätze in der HafenCity herumzeigte. Und in der Tat, wer die Pläne sah, erblickte weiche, helle, fließende Formen, Promenaden, die zum Flanieren am Wasser einluden, Holz- und Betonmobiliar, das zum Loungen an der Wasserkante bereitstand. In Spanien oder Italien, das räumten die skeptischen Frager ein, würde so ein Konzept ohne Frage gut funktionieren. Aber in Hamburg? Bei Wind und Schietwetter? „Aber ja! Natürlich!“ Benedetta Tagliabue, italienische Architektin mit Büro in Barcelona und Wohnsitzen in Venedig und New York, lacht beherzt, als sie erzählt, wie entschlossen sie war, sich von hanseatischen Skeptikern nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Nach ihren Beobachtungen ist man in Hamburg bei fast jedem Wetter gerne an der Luft. Schon beim kleinsten Sonnenstrahl setzt man sich in Decken gewickelt auf die Café-Terrassen , um Galao und Latte Macchiato zu schlürfen. „Da sind die Hamburger inzwischen mediterraner als wir Italiener!“
Ein erfrischender Umgang mit festgefahrenen Vorstellungen über das, was Hamburger gerne machen und was nicht, das Jonglieren mit Klischees – das ist typisch für die 47-jährige Italienerin, die mit ihren weit ausholenden, temperamentvollen Gesten selbst das Klischee einer Südländerin bedient. Auch aus architektonischer Sicht war Tagliabue überzeugt, dass ihr Konzept einer freundlichen Piazza, die zum Verweilen einlädt, sich in Hamburg durchsetzen würde: „Die HafenCity mochte unsere Idee, weil sie nach etwas suchte, dass die sehr geordnete Anmutung der umliegenden Bebauung mit ihren einheitlichen Maßen und kantigen Formen durch spielerische Akzente abfedert“, sagt sie im Gespräch. Zudem wusste Benedetta Tagliabue aus eigener Erfahrung, dass Hamburg in puncto Architektur „zu den weltoffensten Städten Europas“ gehört. Bereits 1999 wurde nach den Plänen ihres Büros EMBT die vergnügt-bunte Staatliche Jugendmusikschule gebaut, die mitten im feinen Stadtteil Rotherbaum alle Hamburger Backstein- und Stuck-Klischees umtanzt.

Benedetta Tagliabue bringt ein bisschen Mittelmeer an die Elbe. (2)

Benedetta Tagliabue bringt ein bisschen Mittelmeer an die Elbe. (2)

Die beschwingte und zugleich fragmentierte Architektur ist ein
Markenzeichen von Benedetta Tagliabue.

Wer heute über die bereits fertiggestellten Plätze und Promenaden flaniert, merkt schnell, dass Benedetta Tagliabue ihre Vision größtenteils umsetzen konnte. Der helle Sichtbeton, die fließenden Formen der Treppen, Absätze, die sich auf ganz unterschiedliche Weisen der Wasseroberfläche annähern – Tagliabue inszeniert die Freiflächen durchgängig als ein beschwingtes Spiel mit den Motiven „Wasser“ und „Land“.

Der Zugang zum schwappenden Element soll möglichst unvermittelt und nah sein – nicht ganz einfach in einer Umgebung wie der HafenCity, die nicht eingedeicht und daher auf hochwassersicheren Warften acht Meter über Normalnull gebaut ist. Die künftigen Parks etwa werden auf flutsicherer Straßenhöhe liegen, die bereits fertigen Promenaden befinden sich auf etwa fünf Meter über Normalnull, auf den Terrassen schließlich senkt sich das Niveau noch weiter zum Wasser herab. Am weitesten kommen die Marco-Polo-Terrassen dem nassen Element entgegen. Beim täglichen Hochwasser schwappt das Elbwasser knapp unter der wulstigen Kaimauer, eine sanfte Wasserkante, die im Gegensatz steht zu den ringsum steil aufragenden Warftmauern. Sie scheint das Wasser nicht fernhalten, sondern einladen zu wollen, und in der Tat: Bei Sturmfluten wird der untere Teil des Platzes überspült. Die Holzdecks, die wie kleine Flöße auf den Grasinseln des Platzes dümpeln, sind extra aus widerstandsfähigem afrikanischem Holz gefertigt, die Schatten spendenden Sumpfzypressen gedeihen auch im Nassen. Auch die Promenaden entlang der Hafenbecken hätte Tagliabue gerne weiter abgesenkt, doch dazu hätte man die alten Kaimauern einreißen müssen, ein Unterfangen, das neben immensen Kosten und technischen Problemen letztlich auch eine Verfälschung des Hafenbecken-Charakters bedeutet hätte. An einer Stelle indes, den heutigen Dalmannkai-Treppen, kam der Architektin ein Bombenschaden aus dem Zweiten Weltkrieg zu Hilfe: An der Spitze des Kaiserkais hatte eine Fliegerbombe Teile der Mauer weggesprengt, ein Schaden, der nie repariert worden war. Tagliabue nutzte die Lücke, um das kantige Hafenbecken mit einem geschwungenen Rasenstreifen aufzulockern, versehen mit Silberweiden und breiten Sitzstufen. Sie befinden sich nur noch drei Meter über Normalnull, Tagliabue erschien es aber immer noch zu hoch. Sie musste, wie sie einräumt, erst lernen, dass das Wasser der Elbe ein anderes Element ist als das in ihren beiden Heimatstädten Barcelona und Venedig. „Am Anfang hatte ich bei meinen Planungen Wasserstädte wie Venedig im Kopf, auch holländische Städte. Dann wurde mir klar, dass diese, anders als die HafenCity, an sehr domestizierten Gewässern liegen“, erzählt sie. „Mit ihren großen Pegelschwankungen ist die Elbe dagegen wild und gefährlich.“ Um trotzdem näher ans Wasser zu gelangen, entwickelte Tagliabue die Vision einer „schwimmenden Piazza“, die mit den Gezeiten steigt und fällt. Ein schwimmender Platz – noch so eine unrealistische Idee der Italienerin? Gut, dass Hamburg ein solches Konzept schon kannte und an anderer Stelle seit über hundert Jahren praktizierte. Gegen Schwimmpontons hatte in der Stadt, die so stolz auf ihre St. Pauli-Landungsbrücken ist, niemand etwas einzuwenden. Und so wurden 2008 die elegant geschwungenen Pontons im Sandtorhafen an den Duckdalben befestigt.

Marco-Polo-Terrassen: Mosaike aus Grünflächen, Zugvögel aus Stein und floßartige Sitzbänke bilden ein einzigartiges Ornament. (3)

Marco-Polo-Terrassen: Mosaike aus Grünflächen, Zugvögel aus Stein und floßartige Sitzbänke bilden ein einzigartiges Ornament. (3)

Trotz Hamburg-spezifischer Lösungen wie dieser wird Tagliabue bisweilen der Vorwurf gemacht, sie sei mit ihren Entwürfen nicht genug auf die hanseatische Umgebung eingegangen. Kritiker verweisen auf die sehr ähnliche Formensprache anderer EMBT-Projekte wie den 2002 eröffneten Diagonal Parc Mar in Barcelona, bei dem ähnliche Ausstattungselemente wie die geschwungenen Stahl-Pergolas oder die wellenförmigen „Lungomare“-Sitzelemente zum Einsatz kommen. Tagliabue hält dagegen: „Wir waren uns durchaus bewusst, dass wir einem so speziellen Ort wie der HafenCity nicht einfach ein Konzept aus einem völlig anderen Kontext überstülpen können.“ Gerade den engen Bezug zur lokalen Umgebung sieht sie als Markenzeichen ihres Büros. Als Beispiel führt die Architektin die Gestaltung der Warftmauern an. „Ich habe noch nie soviel mit Backstein gearbeitet. Das Material und die Muster stecken voller Referenzen an die Hamburger Backsteinarchitektur, von den Kirchenbauten bis zum Chilehaus“, erläutert sie. Vor allem aber sollen sie einen Bezug zur Speicherstadt herstellen. Schon bei ihrem ersten Besuch in Hamburg hatten die Muster an den Wänden der Speicherblöcke Tagliabue überrascht. „Ich fand es bemerkenswert, dass es an einem so funktionalen Ort wie der Speicherstadt so viel Sinn für Dekoration und Schönheit gab“, sagt sie. „Diese dekorativen Muster waren eine wunderbare Vorlage für die Gestaltung der Mauern.“ So entstanden die viel kommentierten Backstein-Friese mit ihren bunten Fischornamenten, die die Promenaden säumen. Die Geschichte eines weiteren HafenCity-Unikats ergab sich aus dem Problem, dass die Gestaltungselemente der Freiflächen Tagliabue bis zu einem bestimmten Zeitpunkt insgesamt zu flach erschienen. „Wenn man sich alte Fotos vom Hamburger Hafen anschaut, fallen hingegen die vielen vertikalen Elemente auf“, erläutert Tagliabue. „Es ist ein Gewimmel aus Masten und Kränen. Etwas von dieser Anmutung wollten wir auch auf die Freiflächen übertragen.“ Aus dieser Überlegung heraus entwickelte sie dann jenes Gestaltungselement, das neben den Warftmauer-Mosaiken wohl die meisten Besucher-Kommentare auf sich zieht: die Laternen. Ihre expressive, manche würden sagen: exzentrische Kran-Gebärde prägt das Bild der Plätze und Promenaden, antwortet auf die Silhouetten der großen Verladekräne, die bis heute das Bild am gegenüberliegenden Elbufer prägen. Man könnte in ihnen auch einen Verweis auf die Architektin sehen, die auch als Person eine Vorliebe für raumgreifende Gestik hat, wovon sich jeder Besucher ihres Profils auf der EMBT-Website überzeugen kann. Benedetta Tagliabue hat viel Sorgfalt in das Design gelegt, bis hin zu einem kleinen geheimen Liebesbeweis an die Stadt: „Wenn man sie genau anschaut, erkennt man in den sich kreuzenden Streben ein A.“ Ein A? „Ja, A – für Amburgo, so sagt man bei uns“, sagt die Italienerin und lacht jede Verwirrung über ihren Einfall weg.

Urbanes Design à la Tagliabue:
Fragmentierte Räume mit organischer Anmutung

Abgesehen von architektonischen Anspielungen auf die Hafenumgebung zeichnet die Freiflächen vor allem eines aus: Mehr als andere Plätze laden sie zum Verweilen und Flanieren ein, zu Muße und Betrachtung. Das liegt nicht nur an den Ausstattungsdetails, sondern an den Prinzipien, nach denen die Flächen komponiert sind. Martin Kohler, Dozent an der HafenCity-Universität, nennt eine „spielerische Uneindeutigkeit“ als Hauptgrund für die besondere Qualität, die das Verweilen auf den Plätzen erreicht. „Die Flächen sind teils stadtartig, teils parkartig – aber es gibt keinen klaren Schnitt, sondern eher fließende Übergänge. So findet fortwährend eine komplexe Veränderung von Raumqualitäten statt, von denen man nie ganz sicher sagen kann, wie sie genutzt werden sollen.“ Das fordert zum Experimentieren heraus – schon im Detail. Kohler nennt die zahlreichen Bänke als Beispiel: „Sind sie zum Sitzen oder zum Liegen? Für eine oder mehrere Personen? Wo ist überhaupt vorne, wo hinten?“ Noch deutlicher wird dieses Prinzip der Mehrdeutigkeit bei den allgegenwärtigen, wulstigen Betonstufen – sie dienen als Treppen, aber auch als Sitzmöglichkeit; auf den Magellan-Terrassen bilden sie ein Amphitheater, am Strandkai eine steile Aussichtswand mit Blick auf die Elbe. Die größeren Freitreppen folgen zudem keiner einheitlichen Achse, sondern sind in ihrer Führung mehrfach gebrochen.

Der Diagonal Parc Mar in Barcelona (links) und der Pavillon, mit dem Spanien sich auf der Expo 2010 in Schanghai präsentieren wird (rechts). (4)

Der Diagonal Parc Mar in Barcelona (links) und der Pavillon, mit dem Spanien sich auf der Expo 2010 in Schanghai präsentieren wird (rechts). (4, 5)

Diese beschwingte, zugleich aber fragmentierte Architektur, die nicht auf ein Zentrum hin ausgerichtet ist, sondern viele, sich überlagernde Zonen kreiert, ist ein Markenzeichen der Architektur Benedetta Tagliabues. Die Sorgfalt der Ausstattung bewirkt dabei, dass die Freiräume bisweilen die Anmutung von Innenräumen entfalten: Die Magellan-Terrassen erscheinen als Foyer der HafenCity, die Marco-Polo-Terrassen als Lounge, ein stilvoll möbliertes öffentliches Wohnzimmer mit Backsteintapete, Designer-Stehlampen und Betonsofas. Vielleicht liegt das daran, dass EMBT sich als ein Büro versteht, dass nach „Nicht-Spezialisierung“ strebt. In der Tat ist Tagliabues Oeuvre ungewöhnlich vielseitig, reicht von der Gestaltung eines Ladenlokals über Büro- und Parlamentsbauten bis zum Bühnenbild. Ihr neuestes Projekt, der spanische Pavillon für die Expo 2010 in Shanghai, demonstriert, wie souverän die Italienerin mittlerweile auf der Weltbühne der Architektur agiert. Der organisch anmutende Bau besteht aus Weidengeflechten, die um eine geschwungene Stahlkonstruktion gespannt sind, ein überdimensionales Korbmöbel, in dem die Übergänge zwischen Innen und Außen fließend sind. Eine Architektur, die auf so abstrakten Prinzipien wie dem der räumlichen Relativität fußt, so scheint die Struktur zu sagen, muss nicht kühl und unanschaulich sein, sondern kann sich warm und emotional geben.
Wie aber gehen die Besucher im Alltag mit derartig komplexen Raumqualitäten um? Das war die Ausgangsfrage, vor die sich HCU-Dozent Martin Kohler bei seinem Projekt der ethnografisch-fotografischen Dokumentation des Platzlebens gestellt sah. Im Auftrag der HafenCity Hamburg GmbH dokumentierte er mit einem Team von sechs Fotografen einen Sommer hindurch das Geschehen auf den Freiflächen. Sein Resümee: Die Besucher haben sich mit dem experimentellen Charakter der Freiräume rasch angefreundet. Das beginnt bereits im Detail. „Ganz viel erschließt sich über kleine Sitz- und Liegeexperimente“, sagt Kohler. „Und über die Haptik: Viele Leute streichen über den glatten Beton, und sie wollen die dreidimensionalen Backstein-Muster an den Mauern nicht nur betrachten und fotografieren, sondern auch anfassen oder an ihnen hochklettern.“ Und dann kommt er auf „den Renner“ im Sortiment des Freiflächen-Mobiliars zu sprechen: „Auf die Lungomare wollen sie alle.“ Steingewordene Welle, Teppich, unter den der Wind bläst, abtauchender Rochen – die Assoziationen, die die filigranen Sitzskulpturen aus Beton hervorrufen, sind zahlreich. Benedetta Tagliabue entwickelte es Ende der 90er Jahre gemeinsam mit ihrem Mann. Die Ausgangsidee war, ein Stück Strand oder Düne in andere Umgebungen zu transportieren.

Freiflächen-Alltag: Tango auf den Terrassen, Lungern auf den Lungomares

Spielplatz auch zum Ausruhen (6)

Wenn man Martin Kohlers Beobachtungen folgt, dann scheint so etwas wie eine respektvolle Inbesitznahme der Freiflächen durch Anwohner und Besucher stattzufinden. „Es fällt auf, wie ordentlich die Besucher sind“, berichtet Kohler. „Sie hinterlassen kaum Müll, selbst wenn sie Grills und Zubehör für ein Fünf-Gänge-Menü auf die Marco-Polo-Terrassen schleppen. Sogar eine Gruppe von Punks hat am Ende ihres Aufenthalts ihre leeren Bierflaschen sorgfältig an einer Mauer aufgereiht.“ Die Wahrnehmung einer Innenraum-Anmutung kann er bestätigen. „Die Plätze sind ein bisschen wie die ‚Gute Stube’ der HafenCity. Man gibt Acht auf sein Mobiliar“, sagt Martin Kohler und ergänzt: „Manchmal ist es aber auch eher das Schlafzimmer, wenn ich so beobachte, wie die Leute sich auf die Holzliegen fläzen oder dort engumschlungen liegen.“ An manchen Tagen werden die Freiflächen zum Freiluft-Salon: Im „Sommer auf den Magellan-Terrassen“ finden Lesungen und kleine Theateraufführungen statt, und auch zum Tangotanzen eignen sich die anfangs als kühl und ungemütlich geschmähten Steinflächen hervorragend.

Fotos aus dem Projekt der HCU: die ethnografisch-fotografische Dokumentation des Platzlebens (7)

Aufgefallen ist Kohler zudem, dass die soziale Mischung der Besucher im Vergleich zu anderen Innenstadtplätzen wie etwa dem Jungfernstieg wesentlich bunter erscheint. Was auch damit zu tun hat, dass keine Besuchergruppe ausgeschlossen wird, auch die Skater nicht, die die geschwungenen Treppen und Absätze schnell als hervorragendes Revier identifiziert haben. Konflikte mit anderen Nutzern der Plätze und mit Anwohnern blieben da nicht aus. „Durch die Bewegung und die Lautstärke wirken Skater-Gruppen dominanter als andere, gleichgroße Personengruppen“, hat Martin Kohler beobachtet. Die Anwohner störte vor allem der Lärm. Gejohle und Geklapper bis spät in die Nacht wollten sie nicht hinnehmen. Die HafenCity versuchte in Gestalt des Stadtsoziologen Marcus Menzl zu vermitteln. „Unser Grundsatz ist, dass niemand von den Plätzen verdrängt werden soll. Aber alle Seiten sollten zu Kompromissen bereit sein“, umreißt Menzl seine Position. Er nahm Kontakt zu den Anwohnern und zur Skater-Szene auf und handelte eine einvernehmliche Lösung aus. Die Skater dürfen nun weiterhin ihrem Sport nachgehen, aber um 21 Uhr muss Schluss sein, an Sonntagen um 18 Uhr, eine Regelung, mit der beide Seiten leben können. Einige besonders steile Kanten und Begrenzungen hat die HafenCity mit dezenten Stoppern aus Metall versehen, „aber nur Stellen, die wirklich zu gefährlich waren“, wie Marcus Menzl erklärt. Im Übrigen findet er, dass „solche Konflikte nun mal zum Großstadtleben dazugehören. Solche Interessengegensätze sind niemals endgültig lösbar, und hier verändert sich ohnehin vieles sehr schnell.“

Die nächste große Veränderung wird die Einweihung des Sandtorparks oberhalb der Magellan-Terrassen Ende 2010 sein. Für 2011 ist der Baubeginn der zweiten „schwimmenden Piazza“, der Marina vor den Marco-Polo-Terrassen, vorgesehen. Mitte 2013 schließlich soll nach aktuellem Stand der Planungen der oberhalb der Marco-Polo-Terrassen liegende Grasbrookpark eingeweiht werden. Erst dann wird das Freiflächen-Ensemble von EMBT und Benedetta Tagliabue komplett sein – und erst dann wird man das prekäre Gleichgewicht zwischen Stein und Grün, Hanseatischem und Mediterranem, Aktions- und Ruhezonen in seiner Gesamtheit beurteilen können.

Impressionen von den Plätzen in der HafenCity (8)

Text: Olaf Tarmas, Fotos: Thomas Hampel (1, 3, 8), Miralles Tagliabue EMBT (2, 4, 5), HCU Projekt Auszug: Daniel Barthmann und Martin Kohler (6, 7), Frank Engelbrecht (8 – 1. Foto)
Quartier 09, März–Mai 2010 , Rubrik: ,    
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