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Katharina, die Standhafte

Durch den Bau der Speicherstadt verlor St. Katharinen einen Großteil ihrer Gemeinde. Der Bau der HafenCity bringt sie ihr nun zurück.

St. Katharinen im 18. Jahrhundert mit der barocken Turmfassade von Johann Nicolaus Kuhn (1732–37)

St. Katharinen im 18. Jahrhundert mit der barocken Turmfassade von Johann Nicolaus Kuhn (1732–37) (1)

Neben der ebenfalls mittelalterlichen St.-Jacobi-Kirche ist St. Katharinen heute das älteste erhaltene Gotteshaus in der Hamburger Innenstadt. Baubeginn war vermutlich um 1350. Rund 100 Jahre später wurde der Bau fertiggestellt. Urkundlich belegt ist jedoch ein sehr viel älterer Vorgänger, der bereits um 1250 geweiht wurde und an den heute noch der Turm erinnert, der in Teilen aus dem späten 13. Jahrhundert stammt. Dass der Turm und das Kirchenschiff nicht zusammen geplant wurden, erkennt man übrigens auch daran, dass sie nicht an einer Achse ausgerichtet sind. Auffällig sind auch die Unregelmäßigkeiten der drei östlichen Joche und des Ostgiebels, die wohl aus dem ungünstigen Baugrundin der Marsch resultieren.

St. Johannis in Lüneburg diente als Vorbild

St. Katharinen ist eine dreischiffige Kirche in hochgotischen Formen mit einem deutlich höheren Mittelschiff wie bei einer Basilika, das jedoch über keine Fenster im Obergaden verfügt: eine so genannte Pseudobasilika. Typisch für die mittelalterlichen Hamburger Hauptkirchen, so auch für St. Jacobi und die nach dem Großen Brand 1842 wieder aufgebaute St.-Petri-Kirche, sind die gedrungenen „kantonierten“ Rundpfeiler mit den vier aufgelegten Dienstbündeln und die auffällig profilierten Scheidarkaden zwischen den Schiffen. Als Vorbild für diese Motive diente die St.-Johannis-Kirche in Lüneburg, die 1289 begonnen wurde, aber im Unterschied zu St. Katharinen eine Hallenkirche ist, also über annähernd gleich hohe Schiffe verfügt.

Links: Der Chor mit dem dichten Kranz von An-bauten, die bis in die 1880er Jahre hinein zum Erscheinungsbild der Kirche gehörten. Rechts: Das Mittelschiff mit Blick auf den Chor und das Gloriafenster von Hans Gottfried von Stockhausen (1955–57)

Links: Der Chor mit dem dichten Kranz von Anbauten, die bis in die 1880er Jahre hinein zum Erscheinungsbild der Kirche gehörten (2). Rechts: Das Mittelschiff mit Blick auf den Chor und das Gloriafenster von Hans Gottfried von Stockhausen (1955–57) (3)

Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt St. Katharinen im 17. Jahrhundert, als die drei Schiffe unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst wurden und Peter Marquardt den markanten dreistufigen Turmhelm errichtete (1656/57). Er ersetzte den oktogonalen Helm von 1603, den ein Sturm zerstört hatte. Im Mittelalter hatte St. Katharinen dagegen überhaupt keine Turmspitze, sondern nur einen Dachreiter auf dem Kirchenschiff. Einen genaueren Blick lohnt die barocke Turmfassade, die Johann Nicolaus Kuhn bis 1837 vorblenden ließ, um den Turm, der bis heute statische Probleme aufwirft, zu stabilisieren.
Bei einem Luftangriff 1943 fing der hölzerne Turmhelm Feuer, das Kirchenschiff brannte aus, und die erhaltenen Gewölbe, die das schützende Dach verloren hatten, stürzten ein. Beim Wiederaufbau wurden viele neogotische Zutaten aus dem 19. Jahrhundert entfernt, so dass der heutige Bau einer purifizierten Nachbildung der ursprünglichen Kirche gleichkommt. Die zurückhaltende Neuausstattung des Inneren unterstreicht diesen Charakter. Der große Raum wirkt eigentümlich leer, was jedoch auch dem denkmalpflegerischen Verständnis der Nachkriegszeit entspricht: Die Verluste sollten nicht geleugnet werden.

1590: Der Kirche fehlt immer noch ein Turmhelm. Die Seitenschiffe haben eigene Dächer. 1603–1648: Bis 1603 wird eine achteckige Turm- spitze aufgesetzt, die 1648 einem Sturm zum Opfer fällt. 1831–1943: So sieht die Kirche bis zur Zerstörung aus mit dem Turmhelm von  Peter Marquardt (1656/57) und der neogotischen Schule von 1831 vor dem Südschiff. Die drei Schiffe wurden bereits in der zweiten Hälfte  des 17. Jahrhunderts unter einem Dach vereint. 1943: Bei dem Luftangriff am 30. Juli fängt der Turm Feuer und die Kirche brennt aus.  2010: Der in den 1950er Jahren wiederhergestellte dreistufige Turmhelm prägt heute Hamburgs Stadtkrone.

1590: Der Kirche fehlt immer noch ein Turmhelm. Die Seitenschiffe haben eigene Dächer. 1603–1648: Bis 1603 wird eine achteckige Turmspitze aufgesetzt, die 1648 einem Sturm zum Opfer fällt. 1831–1943: So sieht die Kirche bis zur Zerstörung aus mit dem Turmhelm von Peter Marquardt (1656/57) und der neogotischen Schule von 1831 vor dem Südschiff. Die drei Schiffe wurden bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter einem Dach vereint. 1943: Bei dem Luftangriff am 30. Juli fängt der Turm Feuer und die Kirche brennt aus. 2010: Der in den 1950er Jahren wiederhergestellte dreistufige Turmhelm prägt heute Hamburgs Stadtkrone. (4)

Text: Ralf Lange, Fotos/Abbildungen: (1) Archiv St.-Katharinen-Kirche, (2) Staatsarchiv Hamburg, (3) Thomas Hampel, (4) Andy Lindemann
Quartier 10, Juni–August 2010 , Rubrik:    
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