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Vermischtes

aus dem quartier

Museums-Rochade

Nach langen Überlegungen sollen sich das Speicherstadtmuseum und das Spicy’s Gewürzmuseum nun dauerhaft in Block L einrichten.
Im Speicherstadtmuseum können Besucher die Arbeitswelten und die Geschichte der alten Lagerhäuser erleben. Deshalb kann es auch nur an einem Originalschauplatz sein.

Im Speicherstadtmuseum können Besucher die Arbeitswelten und die Geschichte der alten Lagerhäuser erleben. Deshalb kann es auch nur an einem Originalschauplatz sein.

Als 1988 die Ausstellung „Speicherstadt. Baudenkmal und Arbeitsort seit 100 Jahren“ eröffnet wurde, rückte das Areal erstmals wieder ins Bewusstsein vieler Hamburger. Seitdem hat sich viel getan. Die Speicherstadt ist vom Lagerhauskomplex im Zollausland zu einem zentralen Innenstadtquartier geworden. Dadurch sieht sich die HHLA, die die Speicherstadt verwaltet und entwickelt, ganz neuen Aufgaben gegenüber. Kultur war dabei seit jeher ein wichtiger Baustein. So hat sich inzwischen Block D als Kultur- und Gewerbespeicher fest etabliert, ebenso Spicy’s in Block L oder das Speicherstadtmuseum in Block R.
Block R und der Ostteil von Block L sind allerdings Gegenstand einer Projektentwicklung geworden, weil sie saniert werden müssen und mangelhaft ausgelastet sind. Deshalb wird ein Umzug der Museen unvermeidlich. „Das Speicherstadtmuseum gehört aber in die Speicherstadt“, sagt Rainer Nelde, bei der HHLA für Entwicklung und Vermietung der Speicherstadt verantwortlich.

Rainer Nelde lenkt für die HHLA die Vermietung in der Speicherstadt.

Rainer Nelde lenkt für die HHLA die Vermietung in der Speicherstadt.

„Es benötigt ein originäres Umfeld mit den typischen Holzböden und Balkenstrukturen.“ Deshalb hat die HHLA für eine Übergangszeit eine Fläche im Westteil von Block L angeboten. Dort bietet sich zwar nicht das historische Umfeld, aber nach dem Umbau des Ostteils könnten beide Museen dort einziehen, blieben also an derselben Adresse und müssten kein Marketing für einen neuen Standort betreiben. „Es geht“, so Nelde, „um den Erhalt und die Einbindung der Museen in das neue Umfeld.“ Dabei denkt die HHLA nicht allein an wirtschaftliche Aspekte, sondern sucht nach Möglichkeiten für zukünftige Nutzungen der Speicher. Momentan sind überwiegend Dienstleistungen, Kultur und Lagerei ansässig. Teppichhandel geht zwar zurück, aber mit Showrooms hat sich eine neue Art Lagerei etabliert. Darüber hinaus kann sich die HHLA vorstellen, bei geänderten rechtlichen Gegebenheiten mehr Einzelhandel, Wohn- oder Hotelnutzungen zu integrieren. Aber Speicherstadtmuseum und Spicy’s sollen der Speicherstadt in jedem Fall erhalten bleiben.

(Text: Nikolai Antoniadis, Fotos: Thomas Hampel)

Dänische Kunst mit Glamourfaktor

Ganz dicht an der Elbphilharmonie hat sich eine Galerie angesiedelt, die auf zeitgenössische skandinavische Künstler setzt.
Glitzerndes vom documenta-Künstler Erik A. Frandsen

Glitzerndes vom documenta-Künstler Erik A. Frandsen

Zeitweise dachte Annette Rolner, dass sie am Schreibtisch eine Sonnenbrille tragen müsse. So hell reflektieren die Glassteine der benachbarten Elbphilharmonie das Licht der Morgensonne. Es fällt direkt durch die großen Glasscheiben in ihre Galerie Dock 56 am Kaiserkai. Rolner ist Dänin, in der HafenCity aber fest verankert. Mit ihrem Mann, einem Reeder, wohnt sie oben auf dem ovalen, dem schönsten Haus am Kaiserkai von Ingenhoven Architekten. Ihre Tochter führt den Eis- und Hot-Dog-Laden (lecker: das Softeis) direkt gegenüber der Galerie. Rolners Programmschwerpunkt ist die skandinavische Kunst. Bis zum 6. Juni zeigt sie den dänischen Künstler Erik A. Frandsen. In den 80ern wurde er den neuwilden Malern zugeordnet. Seit er aber die Räume von Kronprinz Frederik und seiner Frau Mary in Schloss Amalienborg mit seinen großen Spiegelarbeiten ausstattete, ist er endgültig etabliert. Bei Dock 56 werden ähnliche Arbeiten gezeigt: polierte Stahlplatten mit eingeschliffenen Lilien- und Calla-Motiven (28.000 Euro), aber auch bunte Neonlüster (ab 21.000 Euro) und Schnappschussmotive, mit 16.000 Glassteinen als Mosaike gesetzt (110.000 Euro). 1992, als Frandsen an der documenta teilnahm, kamen seine Arbeiten noch sperriger daher. Jetzt sieht es aus, als liefere er das ideale Glamour-Gebritzel für Penthäuser, lässige Lofts und die Boudoirs cooler Neo-Aristokraten. (Text: Karin Schulze, Foto: michaelkrone.com)

Dock 56
Am Kaiserkai 56, 20457 Hamburg
Mi–Fr 11–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr
Tel. 040 . 36 09 84 82
www.dock-56.com

Vom Oberhafen an die Spree

Hamburgs Imbiss-Urgestein geht auf Reisen und wird zum Oberhafenbotschafter in Berlin.
Links: Die Oberhafenkantine Replika bei ihrer Eröffnung. Rechts: Initiator des Holz-Klons: Klausmartin Kretschmer hat noch viel damit vor.

Links: Die Oberhafenkantine Replika bei ihrer Eröffnung. Rechts: Initiator des Holz-Klons: Klausmartin Kretschmer hat noch viel damit vor.

Die HafenCity hat inzwischen zwei Oberhafenkantinen, die sich zum Verwechseln ähneln – wenn man einmal davon absieht, dass die eine aus Holz ist und die andere aus Klinker. Deshalb steht diese, wenn auch leicht geneigt, unverrückbar am Oberhafen, während jene beweglich ist. Die hölzerne Oberhafenkantine, die der Künstler Thorsten Passfeld im vergangenen Jahr aus Abrissholz gezimmert hat, soll deshalb nun auch nicht länger am Lohsepark stehen bleiben, sondern auf Reisen gehen. Sie wird auf dem Wasserwege nach Berlin verschifft, wo sie, wenn alles gut geht, pünktlich zum Auftakt der 6. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst am 11. Juni ihre Türen für hungrige Kulturfreunde öffnen soll. In der Hauptstadt wird sie ihren vorläufigen Standort nahe des Hamburger Bahnhofs finden, dem einstigen östlichen Endpunkt der Berlin-Hamburger Eisenbahn, in dessen Empfangsgebäude heute das Museum der Gegenwart untergebracht ist. Am Hamburger Ende dieser Bahnlinie befand sich lange der Berliner Bahnhof, auf dessen Gelände heute die Deichtorhallen stehen, denen gegenüber wiederum die Oberhafenkantine steht. Das Original, versteht sich, bleibt natürlich in Hamburg.

(Text: Nikolai Antoniadis, Fotos: Thomas Hampel)

Bremerkai: Saisonstart im Hafenmuseum

Van Carrier VC 93 und historische Krane

Van Carrier VC 93 und historische Krane

Seit seiner Gründung 2005 trägt das Hafenmuseum dem Umstand Rechnung, dass Hamburgs Geschichte seit über 800 Jahren untrennbar mit seinem Hafen verknüpft ist. In der geschichtsträchtigen und denkmalgeschützten 50er Strecke untergebracht, hat das Museum im vergangenen April die lange Winterpause beendet und mit dem traditionellen Anheizen der historischen Dampfmaschinen seinen Besucherbetrieb wieder geöffnet. (Foto: Hafenmuseum Hamburg)

www.hafenmuseum-hamburg.de

Jasper: Blick hinter die Kulissen der HHLA

In zwei Stunden durch 125 Jahre Geschichte

In zwei Stunden durch 125 Jahre Geschichte

Anlässlich des 125jährigen HHLA-Jubiläums bietet Jasper eine neue Tour an, bei der es anders als bei der Giganten-Tour nicht um den Hafen, sondern um die HHLA geht. Diese Zeitreise führt von der Speicherstadt, der Geburtsstätte der HHLA, bis zum modernsten Containerterminal der Welt in Altenwerder (CTA). Dabei finden auch Aspekte wie das Kreuzfahrtgeschäft der HHLA-Tochter Unikai oder Anstrengungen im Bereich nachhaltiger Entwicklungen Beachtung. (Foto: Hamburger Hafen und Logistik AG)

www.jasper.de
Lieblingsort aller Drei- bis Sechsjährigen in der HafenCity: das neue Spielhaus

Lieblingsort aller Drei- bis Sechsjährigen in der HafenCity: das neue Spielhaus

Spielzeit

Das Spielhaus auf dem Spielplatz ist das kleinste Haus der HafenCity und für die kleinsten Bewohner des neuen Stadtteils gedacht: In einer Elterninitiative haben Anwohner dieses leuchtend blau-orange Holzhaus errichtet, damit Kinder dort auch bei schlechtem Wetter spielen, basteln, lesen und toben können. Mitmachen ist erwünscht, Ideen und Unterstützung sind willkommen! (Foto: Thomas Hampel)

www.spielhaus.hafencitynews.de
Neue Zentrale der Neumann-Gruppe: Büroturm von Stararchitekt Richard Meier

Neue Zentrale der Neumann-Gruppe: Büroturm von Stararchitekt Richard Meier

Kaffeehaus

Hamburg gilt seit 100 Jahren als bedeutendster Umschlagplatz für Kaffee in Europa. Mit der Neumann-Gruppe ist hier auch der weltweit führende Dienstleister rund ums Thema Kaffee ansässig. Die Hamburger Firmen der Gruppe haben jetzt ihre neue Zentrale an der Coffee Plaza bezogen. Dort, auf dem Gelände der alten Kaffeelagerei, entsteht ein neues Kompetenzzentrum für Kaffee. (Foto: Thomas Hampel)

www.nkg.net
Psychedelisch, retro oder modern: Designer-Tapeten in allen Formen und Farben

Psychedelisch, retro oder modern: Designer-Tapeten in allen Formen und Farben

Tapetenwechsel

Quartier und der Showroom Tapetenwechsel verlosen drei Plätze für einen Workshop am 11. Juli am Ballindamm, bei dem jeder Teilnehmer sein persönliches Moodboard für Wandgestaltung und Tapete erstellen kann. Sichern Sie sich einen Platz und schicken Sie eine E-Mail mit dem Stichwort „Tapetenwechsel“ an redaktion@quartier-magazin.de. (Foto: Contzen Paper, A. S. Création)
Infos zum Showroom finden sich unter:

www.lust-auf-tapetenwechsel.de
essen & trinken

Kunst kommt von Kochen

Das Fillet of Soul ist nicht nur Ziel von Besuchern der Deichtorhallen, sondern von allen, die gutes Essen schätzen.
Das Fillet of Soul ist seit 2005 im Haus der Photographie untergebracht.

Das Fillet of Soul ist seit 2005 im Haus der Photographie untergebracht.

Wer vor dem Fillet of Soul sitzt und einen Blick in die Runde wirft, sieht sich umgeben von 100 Jahren hanseatischer Baugeschichte. Hinter den Deichtorhallen ragen schmucklos die City-Hochhäuser auf, daneben die Kontorhäuser am Messberg, die Krone des Backsteinexpressionismus’ der Schumacher-Jahre. Einen Backsteinwurf entfernt Teheranis gläsernes Deichtorcenter, gegenüber die neue SPIEGEL-Zentrale, dahinter die HafenCity. Und von dort zurück zu den Deichtorhallen, wo bereits 1989 erste Ideen für eine HafenCity entwickelt wurden und wo gegenwärtig Werke aus der Sammlung von Julia Stoschek zu sehen sind. So viel Kultur muss kompensiert werden. Warum also nicht etwas essen?
Das Fillet of Soul ist zwar nicht gerade eine Oase der Ruhe, aber sobald man sich an die Geräuschkulisse gewöhnt hat, findet man sich in einem unaufdringlichen Restaurant, zeitgenössisch kühl möbliert, mit großen Tafeln über dem Tresen: „Cheeseburger vom Wogyn-Rind mit Hokkaidokürbis“ oder „Kochen mit Patrick“. Patrick ist Patrick Geb-hardt, in der Vergangenheit Koch im Le Canard, Chef Saucier im Vier Jahreszeiten und Küchenchef in Tim Mälzers Weißem Haus. Wer keine Zeit hat, mit ihm zu kochen, kann ihn auch allein kochen lassen. Gebhardt, seit 2005 Inhaber des Fillet of Soul, bietet einen Mittagstisch mit ausgezeichneter Crossover-Küche. Arabisch-indischer Kichererbsensalat mit Tandoori-Lamm, Joghurt und Minze (7 Euro), pfälzisch-japanischer Flammkuchen mit Surimi und Spargel (7 Euro), Entenbrust mit Walnussspätzle (9,50 Euro). Einziger Wermutstropfen: Von sieben Gerichten ist nur eines vegetarisch. Dabei sind Vegetarier doch inzwischen in der Gastronomie genauso etabliert wie Nicht-Raucher. Ein Highlight hingegen ist der Apfel-Birnen-Saft mit Holunder. Er schmeckt zwar nicht nach Apfel oder Birne, ist aber trotzdem vorzüglich. Zum Nachtisch gibt es frische Waffeln mit Kirschen oder Crème brûlée mit Granatapfelsorbet (3,80 Euro). Das Fillet of Soul ist die richtige Zutat für die Deichtorhallen: Architektur, Kunst, Sorbet. Herrlich! (Text: Nikolai Antoniadis, Foto Thomas Hampel)

Fillet of Soul
Deichtorstraße 2, 20095 Hamburg
Di–Sa 11–24, So 11–18 Uhr,
Tel. 040 . 70 70 58 00
www.fillet-of-soul.de
Das Speicherstadt-Spiel

Das Speicherstadt-Spiel

gewinnspiel

Unter Pfeffersäcken

Das Geheimnis zum Erfolg ist wie im richtigen Leben ganz einfach:
Billig einkaufen und teuer verkaufen.

Bis zu fünf Spieler schlüpfen in die Rolle Hamburger Kaufleute, die sich um die Jahrhundertwende in der Speicherstadt die Lager und die Taschen füllen wollen. Gehandelt wird mit Kaffee und Tee, Safran, Kautschuk und Teppichen. Kaffee kommt zum Kaffeeröster, Gewürze zum Gewürzhändler, Teppiche zum Teppichhändler. Und Kautschuk? Zum Vulkaniseur natürlich.
Die Gesetze des Handels sind hart: Untereinander darf nicht getauscht oder gehandelt werden. Aber auch ohne den eisigen Konkurrenzkampf droht den rivalisierenden Großhändlern am Hamburger Hafen einiger Unbill. So machen Brände all’ jenen das Leben sauer, die zuvor die Ausgaben für eine vernünftige Feuerwache gescheut haben. Ganz nebenbei kann man sich während des Spiels in den Besitz der Flussschifferkirche, des Michels oder auch des Hafens bringen, Besitztümer, die am Spielende in Punkte umgerechnet werden. (na)

QUARTIER und eggertspiele verlosen gemeinsam 3 Spiele „Die Speicherstadt… so mok wi dat“.

UNSERE GEWINNFRAGE:
Wem gehören die historischen Gebäude der Speicherstadt?

Schicken Sie bitte Ihre Antwort mit dem Stichwort „Gewinnspiel“ per Mail oder Postkarte an unsere Redaktionsanschrift. Einsendeschluss ist Montag, der 2. August 2010. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Adressen werden nicht an Dritte weitergegeben.

Wir fragten in unserer vergangenen Ausgabe, an welchem Datum die Speicherstadt offiziell eingeweiht wurde. Die richtige Antwort lautet: 29. Oktober 1888.
Wir gratulieren den Gewinnern Heike Ergun, Sabine Gauger, Sabine Kasteinecke, Helmut Peters und Hartmut Stäwen. Herzlichen Glückwunsch!

Quartier
Am Sandtorkai 1, 20457 Hamburg
redaktion@quartier-magazin.com
buchtipp

Oliver Driesen:

Welt im Fluss

Hamburgs Hafen, die HHLA und die Globalisierung

Welt im Fluss

Welt im Fluss

Hamburgs Hafen ist einer der größten Containerhäfen der Welt. Innovation, Erfolg und Expansion spiegeln sich in seiner Geschichte ebenso wie Krisen, Kriege und Katastrophen. Oliver Driesen begibt sich auf eine dramatische Zeitreise vom Bau des ersten Hafenbeckens und der Speicherstadt über die Industrialisierung und das Trauma der Nazizeit bis hin zum Container. Mittendrin: die Hamburger Hafen und Logistik AG, die wie kaum ein anderes Unternehmen für die Geschichte des Hamburger Hafens steht.
Driesen schildert anschaulich und kritisch Höhen und Tiefen der HHLA im Kontext der Hamburger Stadt- und Hafengeschichte. Internationale Verflechtungen kommen ebenso zur Sprache wie der Wandel von Hafenumschlag und Hafenarbeit, das Wirken so bedeutender Weichensteller für Stadt und Hafen wie Johannes Dalmann, Johannes Versmann, Franz Andreas Meyer, Ernst Plate und Helmuth Kern. Deutlich wird, dass der Erfolg der HHLA immer auf vorausschauender Hafen- und Wirtschafts­politik, traditionsbewusster und innovativer Unternehmensführung und engagierter und qualifizierter Mitarbeiterschaft beruhte. Vom ersten Dampfschiff bis zu den Containerterminals unserer Tage, vom Sandtorhafen bis zur HafenCity führt die Zeitreise, die zeigt, dass die hamburgische Stadt- und Hafengeschichte der Neuzeit immer auch europäische und globale Geschichte war.

256 Seiten, gebunden,
mit vielen Fotos und Grafiken
35,– Euro
Hoffmann und Campe Verlag
ISBN 978-3-455-50139-1

Quartier 10, Juni–August 2010 , Rubrik:    
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