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Von Menschen und Maschinen

Das Hafenmuseum auf der Veddel ist eine Fundgrube für alle, die mehr über Hamburgs maritime Geschichte erfahren wollen.

Ein Kranführer demonstriert am Australiakai die Fähigkeiten eines ehemals typischen Schwergutkrans.

Ein Kranführer demonstriert am Australiakai die Fähigkeiten eines ehemals typischen Schwergutkrans.

Australier waren schon da, Neuseeländer haben ihn entdeckt, und natürlich Amerikaner aus Nord und Süd. Doch für viele Einheimische scheint das Hafenmuseum Hamburg an der Australiastraße auf dem Kleinen Grasbrook ein Schatz zu sein, der noch gehoben werden muss. Selbst Interessierte benötigen Entdeckergeist: Glaube niemand, es gäbe in seiner Nähe auch nur ein einziges Schild mit dem Hinweis „Hafenmuseum“. Das verbieten angeblich obskure Beschilderungsregeln im Hafen. Im Winter, immerhin, sieht man ein großes Schild am backsteinernen Kopfgebäude des Museums zwischen kahlen Bäumen hindurch schimmern. Schade nur, dass das Hafenmuseum Hamburg in diesem Jahr erst am 16. April zur langen Nacht der Museen seine Pforten öffnet. Dabei ist der Weg zu diesem maritimen Schatz nahe des S-Bahnhofs Veddel (Buslinie 256) selbst für Autofahrer recht einfach, wenn man weiß, dass das Synonym für „Hafenmuseum“ „Schuppen 50“ lautet. Museumsleiter Achim Quaas wünscht sich denn auch seit Jahren eine bessere Ausschilderung.

Ursprünglich war das Hafenmuseum eine Außenstelle des in Barmbek angesiedelten Museums der Arbeit. Heute gehört es als Standort zur Stiftung Historischer Museen Hamburg. Im Jahr 1999 startete der Aufbau der maritimen Abteilung am Hansahafen, und seit 2003 ist das Haus auch für Besucher geöffnet. Vor Ort gehen Maritim-Fans und Hafenliebhabern das Herz auf und die Augen über. Im Schuppen 50 A auf rund 2.500 Quadratmetern sowie auf dem angeschlossenen Außengelände findet man fast alles, was in der jüngeren Vergangenheit mit Hamburger Hafen, Schiffbau und Schifffahrt in Verbindung stand. Von der Reederei-Tischflagge über das detailgetreue Schiffsmodell bis zu historischen Ladekränen von Krupp und Kampnagel auf dem Bremerkai, an dem auch der imposante kohlebefeuerte Schwimm-Dampfkran Saatsee aus dem Jahre 1919 und der nicht minder eindrucksvolle Schutendampfsauger Sauger IV von 1909 festgemacht haben. Direkt neben diesen vorbildlich gepflegten und funktionstüchtigen Stahlmonstren wird der Stückgutfrachter Bleichen aus dem Jahr 1958 von der mit dem Museum kooperierenden Stiftung Hamburg Maritim aufgemöbelt.

Ein Besuch reicht nicht, um alles zu sehen.

Zu entdecken gibt es noch viel mehr: die letzten Van Carrier der ersten Generation für den landseitigen Container-Transport, die erste Tsunami-Tonne aus Hamburg, alte Schuten, ein Mooringcar der Festmacher und eine Terminalzugmaschine, die Steueranlage eines 60er-Jahre-Frachters, eine komplette im Wiederaufbau befindliche Lotsenstation und sogar ein Teil der Original-Ablaufbahn, von der das letzte in Hamburg gebaute Handelsschiff einst in die Fluten der Elbe rutschte. Dazu alles Wissenswerte über die vielen verschiedenen Dienste und Berufe in Hafen und Schiffbau. Ein Besuch des Hafenmuseums gleicht einer Entdeckungsreise in die Hafen-Geschichte der Stadt. Und eine Reise genügt beileibe nicht, um alles zu sehen.

Ein alter Van Carrier von Peiner steht vor dem imposanten Kopfbau der  Schuppen 52–53.

Ein alter Van Carrier von Peiner steht vor dem imposanten Kopfbau der Schuppen 52–53.

Kopfbau und Schuppen 50 A sind bis unters Dach voll mit Exponaten. Museumsleiter Quaas schätzt die Sammlung auf 30.000–40.000 Exponate, die längst nicht alle präsentiert werden können. Dazu fehlen Raum und Geld. Ohne die Unterstützung der Wirtschaft, vor allem der Hafenwirtschaft, ohne die ehrenamtliche Arbeit von mehr als 200 Hafenliebhabern und weiteren Hundertschaften organisierter und nicht organisierter Förderer wäre das Museum vermutlich längst am Ende. Wenn Schlepperleistungen oder Schmierstoffe in Großgebinden gebraucht werden, übt die Hafenwirtschaft Solidarität. Mit der HHLA gibt es eine Patenschaft für die Unterhaltung der Van Carrier, und der TÜV Nord hilft bei Kesselabnahmen und der Ausbildung des Fachpersonals zum Betrieb der Dampfmaschinen. Trotz vieler Unzulänglichkeiten bleibt der gebürtige Stuttgarter Museumschef, Technikhistoriker und studierte Schiffbauer Quaas optimistisch und hofft, dass die Verantwortlichen der Notwendigkeit des Hafenmuseums für Hamburg Rechnung tragen. „Ab 16. April bieten wir den Besuchern wieder tolle Attraktionen mit Sonderthemen an jedem Wochenende.“ Also: Nichts wie hin zum Hansahafen!

Hafenmuseum Hamburg
Kleiner Grasbrook, Freihafen
Kopfbau des Schuppens 50 A
Australiastraße, 20457 HamburgTel. 040 . 73 09 11 84
geöffnet vom 24.4.–31.10.2011
Di – So 10 – 18 Uhr
www.hafenmuseum-hamburg.de

Text: Michael Hertel, Fotos: Hafenmuseum Hamburg
Quartier 13, März–Mai 2011 , Rubrik:    
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