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Weniger ist mehr

Europäische Manufakturen, edle Handwerkskünste und zwei Männer,
die erfolgreich nach Einzigartigem suchen.
Thomas Kuball (links) und Peter Kempe (rechts) in ihrem Geschäft am Alten Fischmarkt

Thomas Kuball (links) und Peter Kempe (rechts) in ihrem Geschäft am Alten Fischmarkt

Thomas Kuball und Peter Kempe – beide ursprünglich in der Textilwelt unterwegs – machten sich 1999 selbstständig und eröffneten ihr Kaufhaus für alle Sachen des schönen Lebens. Auf 150 Quadratmetern haben Sie den „Laden für Anschaffungen“ gegründet, in dem nichts so ist, wie in einem normalen Geschäft. Alle ihre Lieferanten, mit Ausnahme des Herstellers für Turnschuhe, sind seit 100 bis 500 Jahren auf dem Markt und bekannte europäische Manufakturen. Das Sortiment ihres Ladens entspricht ihrem eigenen Geschmack, denn sie verkaufen das, was sie selbst gern mögen. Eigentlich werden an diesem besonderen Ort Werte verkauft: Alles ist handgemacht und individuell angefertigt, hier finden sich liebevoll arrangiert und dicht beieinander zeitlose Klassiker, bunte Pop-Art und schöne Einzelstücke. Hauptsächlich wird der Laden von Stammkunden besucht, zunehmend kommen aber auch Nachbarn oder Bewohner der HafenCity vorbei, die den besonderen Akzent und den Hingucker für Ihre Wohnung suchen.

Mies van der Rohes Barcelona-Sessel von 1929 – ein Klassiker zum Besitzen.

Traditionelles Porzellan in kräftigen Farben –  attraktiv auch für eine junge Zielgruppe.

Traditionelles Porzellan in kräftigen Farben – attraktiv auch für eine junge Zielgruppe.

Was ist nun das Besondere an dem Sortiment? Meissener Porzellan, Gläser von Theresienthal, Silber von Odiot oder Kerzen der ältesten Wachsmanufaktur der Welt, der Maison de Cire Trudon, sind nur einige der Marken, die man hier wie in einer Galerie oder einem Museum bewundern bewundern, aber eben auch im Original erwerben kann. „Alte Werte im neuem Gewande“ oder wie Peter Kempe sagt: „Unsere Lieferanten sind Kulturerben. Wir entwickeln mit ihnen Produkte für unsere Kunden mit einem neuen Kleid oder mit einer neuen Farbe.“ Und beschreibt damit die Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur Meissen. Kuball und Kempe entwickelten ein neues Design mit den bekannten gekreuzten Schwertern beziehungsweise verpassten dem klassischen Drachendekor eine neue Farbe und eröffneten damit der Marke eine neue Zielgruppe. Menschen, die Wert auf Qualität statt auf Quantität legen. Und als die 1836 gegründete Glaskristallmanufaktur Theresienthal 2004 in wirtschaftliche Turbulenzen geriet, waren neben der Eberhard von Kuenheim Stiftung, die Stiftung der BMW AG, auch Kuball und Kempe vor Ort, um den Untergang des ehemaligen Hoflieferanten Ludwigs II. zu verhindern. „Wir sind keine Designer. Manchmal reicht es, ein klassisches Design mit einer neuen Farbe zu versehen und schon findet es neue Liebhaber.“ Damit tragen die beiden nicht nur dazu bei, Marken zu erhalten, sondern auch hochqualifizierte handwerkliche Arbeitsplätze in Europa zu sichern. Erstaunlich ist dabei, dass ihre Kunden teilweise bis zu einem Jahr auf die Auslieferung ihrer Bestellungen warten. So zum Beispiel bei Odiot, der französischen Silbermanufaktur, bei der die Familie Napoleons Stammkunde war und bei denen der französische Kaiser unter anderem sein Zepter bestellte. Natürlich kann man auch die Gegenstände kaufen, die im Laden präsentiert werden, aber für viele Kunden ist gerade die individuelle Herstellung und die Vorfreude Teil des Kauferlebnisses. Und noch erstaunlicher ist, dass Kuball und Kempe gänzlich auf Kataloge und Internetauftritt verzichten. Die Kunden aus aller Welt „kennen uns auch so“, sagt Peter Kempe. „Sie rufen uns an, wir sprechen über ihre Wünsche, senden ihnen, wenn es erforderlich ist, Entwürfe zu und nehmen die Bestellung auf. Ganz einfach!“ Heimvorteil für die Hamburger: Der „Laden für Anschaffungen“ ist fast vor der Haustür.

Kuball & Kempe
Alter Fischmarkt 11, 20457 Hamburg

Text: Conceição Feist, Fotos: Thomas Hampel

Quartier 14, Juni–August 2011 , Rubrik:    
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