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Baustellen-Krimi

Die neue Folge von „Bella Block“ macht die Elbphilharmonie zum Krimi-Schauplatz.

Foto: Georges Pauly, mit freundlicher Genehmigung vom ZDF

In der luftigen Höhe der Elbphilharmonie enthüllt sich seine Charakterschwäche. Wenig später segelt ein wichtiges Beweisstück in die Elbe.

„Bella Block“, die Erfolgsserie um die vielschichtige und bisweilen etwas ruppige Polizistin, spielt in der HafenCity. Im August 2010 hat Titeldarstellerin Hannelore Hoger für „Stich ins Herz“ vor der Kamera gestanden, an einem exponierten Ort, hoch oben im 28. Stock des Rohbaus der Elbphilharmonie. Im Herbst feiert die 30. Folge der preisgekrönten ZDF-Reihe ihre Premiere auf dem Filmfest Hamburg. Der Titel „Stich ins Herz“ ist zunächst einmal wörtlich zu nehmen: Eine junge Frau stirbt, weil ihr jemand ein Messer ins Herz gestoßen hat. Bella kennt das Opfer, es ist Caro, die Nichte ihrer Freundin. Grund genug für die inzwischen in den Ruhestand versetzte Kommissarin, auf eigene Faust zu ermitteln. Und nun kommt die Elbphilharmonie ins Spiel: Caro war schwanger und ihr verheirateter Liebhaber, Max Klöckner, arbeitet als Architekt auf der berühmten Baustelle. Bella nutzt eine Führung durch den Rohbau, um den Hauptverdächtigen zu befragen. Hat dieser Caro erstochen, um seine Ehe zu schützen? Er habe Caro geliebt, sagt Max. Sebastian Koch spielt diesen Mann, der von den Ereignissen getrieben wird. In der luftigen Höhe der Baustelle enthüllt sich seine Charakterschwäche, er habe es einfach nicht geschafft, seiner Frau die Wahrheit zu sagen. Wenig später segelt ein wichtiges Beweisstück aus einem oberen Stockwerk des Rohbaus in die Elbe …
Autor und Regisseur Stephan Wagner macht keinen Hehl aus seiner Meinung, der Bau der Elbphilharmonie habe viel zu viel Geld verschlungen. Ein Millionengrab? Auf jeden Fall eine faszinierende Baustelle! Die gut zu dem Architekten Max passt, den seine Unentschiedenheit teuer zu stehen kommt. So viel ist sicher: Die Elbphilharmonie wird fertiggestellt werden. Ob die Beteiligten dieses Krimi-Dramas allerdings mit ihrem Schicksal fertig werden, lässt der Film offen. Die letzten Bilder immerhin wirken fast versöhnlich: Bella fährt mit ihrem schwarzen Käfer davon. Die Kamera schwenkt auf die Silhouette des unfertigen Konzerthauses mit seinen riesigen Baukränen, und die Abendsonne taucht die Szenerie in ein sanftes Licht.

19. Filmfest Hamburg:
29. September bis 8. Oktober 2011
Die Uraufführung von „Stich ins Herz“ findet am 3. Oktober um 19 Uhr im
CinemaxX Dammtor statt.

Der Termin für die Fernsehausstrahlung im ZDF stand bei Redaktionsschluss
noch nicht fest.

 

HANNELORE HOGER IM INTERVIEW

Hannelore Hoger ist eine der vielseitigsten deutschen Schauspielerinnen. Die gebürtige Hamburgerin war schon als Kind im damaligen Freihafen unterwegs. Für die Dreharbeiten zum „Bella Block“-Krimi „Stich ins Herz“ ist sie dorthin zurückgekehrt. QUARTIER sprach mit der Schauspielerin.

Frau Hoger, wie waren die Dreharbeiten auf der Baustelle der Elbphilharmonie?

Es war schon etwas Besonderes, in dem luftigen Bauaufzug dort hochzufliegen, zum Glück bin ich schwindelfrei. Ansonsten gestaltete sich die Arbeit da oben ziemlich ungemütlich. Es regnete und es wehte ein eiskalter Wind. Aber der Blick vom 28. Stock war schön.

Was halten Sie von dem Projekt Elbphilharmonie?

Schade, dass die Kosten so aus dem Ruder gelaufen sind. Aber ich hoffe, dass die Premiere ein Erfolg wird. Wer jeden Abend die 2.000 Plätze belegen soll, weiß ich allerdings nicht. Mir gefällt aber der Anspruch, dass die Elbphilharmonie nicht so elitär werden soll. Ich war schon immer dafür, auch die guten Plätze in derartigen Kulturtempeln preiswert zu gestalten und nicht nur die sichtbehinderten.

Sie kennen und mögen den Hamburger Hafen seit Ihrer Kindheit. Wie gefällt Ihnen die HafenCity?

Ich habe nichts dagegen, solange die Russen-Mafia diesen neuen Stadtteil nicht übernimmt (lacht). Nein, im Ernst, was schon zu sehen ist, gefällt mir.

Sie haben als Kind im Hafen gespielt. Was sind Ihre schönsten Erinnerungen?

Als ich acht oder zehn Jahre alt war, bin ich mit meinem kleinen Herrenfahrrad auf Erkundungsreisen gegangen. Meine Puppe war vorne aufs Lenkrad gebunden. Der alte Elbtunnel mit Fahrstuhl und der Freihafen haben mich immer angezogen. Vor einigen Jahren hatte meine Schwester ein kleines Motorboot, mit dem sind wir durch die schöne Speicherstadt getuckert. Aus dieser Perspektive hat man einen ganz veränderten Blick auf die Architektur. Gut geeignet für einen Krimi. Ansonsten ist eine meiner besonderen Speicherstadt-Erinnerungen späteren Datums: Rolf Becker in der Titelrolle des „Hamburger Jedermann“.

Text und Interview: Bettina Mertl-Eversmeier
Quartier 15, September–November 2011 , Rubrik:    
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