Zeitreise
Richard Fischer sind von 1979 bis 1982 außergewöhnliche Fotos von Menschen und Gebäuden der Speicherstadt gelungen. Obwohl drei Jahrzehnte alt, atmet jede Aufnahme noch heute die Stimmung jener Tage.
Die Bilderreihe der Hamburger Speicherstadt, entstanden über einen Zeitraum von drei Jahren, bezeichnet den Beginn von Richard Fischers Karriere als selbstständiger Fotograf und Künstler. Die Aufnahmen, die im ZEITmagazin und als Bildband veröffentlicht wurden, holten die Speicherstadt damals über Nacht ins Blickfeld der Hansestadt. European Fotography zählte sie 1983 zu den besten zeitgenössischen Fotografien in Europa, in London wurden sie im National Film Museum ausgestellt. Es folgten zahlreiche weitere Arbeiten, Ausstellungen und Auszeichnungen rund um den Globus, von Berlin bis Brüssel, vom chinesischen Hangzhou bis nach New York.Geboren wurde Richard Fischer 1951 als Sohn eines Ingenieurs und Enkel eines Architekten im philippinischen Manila, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Ihm waren deshalb, so sagt er heute, seit frühester Kindheit Zeichenbrett und Bleistift an die Hand gegeben. Noch heute steht in seinem Studio im Weinstädtchen Rauenberg im Rhein-Neckar-Kreis ein großes altes Architekten-Reißbrett, nicht nur zur Zierde und Erinnerung, sondern durchaus zur regelmäßigen Verwendung. Nach dem Umzug seiner Familie nach Deutschland im Jahre 1963 führte sein Weg ihn im Alter von zwölf Jahren während eines Aufenthalts auf der Insel Spiekeroog zur Fotografie. In welcher Weise er sich der Architektur, vor allem aber auch Deutschlands Norden verbunden fühlte, schlug sich schließlich in seiner Fotoserie über die einzigartigen Gebäude und unverwechselbaren Gesichter von Arbeitern und Geschäftsleuten in der Speicherstadt sichtbar nieder. In der jüngeren Vergangenheit hat sich mit besonderen Aufnahmen seltener Blumen ein neuer Schwerpunkt in Fischers Arbeit entwickelt. Anknüpfend an Erinnerungen an den mit Orchideen gefüllten Garten seines Elternhauses in Manila, begann Fischer 1999 mit Fotos von Blumen und bedrohten Arten. Seit das chinesische Kultusministerium ihn gebeten hatte, seine Ausstellung „Floral Sculptures & Endangered Species“ im Reich der Mitte zu zeigen, ist sie inzwischen um die Welt gereist und wurde zuletzt im Palais des Nations der Vereinigten Nationen in Genf präsentiert. Zurzeit bereitet Fischer im Zuge des Hamburger Architektursommers eine Ausstellung vor, die im Foyer des Rathauses gezeigt werden soll. Ebenfalls in Hamburg ist er im Gespräch mit der HHLA, die sich eine Ausstellung seiner Speicherstadtfotografien in einem der historischen Böden vorstellen kann.
Fotos: Richard Fischer, Text: Nikolai Antoniadis