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Modenschau

Kleider machen Leute? Das war einmal. Heute bestimmt die Persönlichkeit,
wie sie in welcher Umgebung wirken möchte.
Astrid Hüller

Die Kollektion von „Powder“ wird vor der Kulisse der Speicherstadt eindrucksvoll präsentiert: Kleid Louise (Seide)

Astrid Hüller

Der vierte Boden in Speicherblock E bietet die richtige Kulisse für die Mode der jungen Designerin Janneke Hülsebus, hier präsentiert von dem Model Anna Marlene Czichos (Bluse Maeva, Seide).

Astrid Hüller

Strickjacke Louanne (Viscose Feinstrick), Rock Marie (Schurwolle)

 

 

Ihre Freunde nennen sie „Powder“. Daraus machte sie ein Label: Janneke Hülsebus.

Nach Hamburg kam Janneke Hülsebus, mit dem Wunsch Mode zu studieren. Die heute 31-Jährige aus Leer in Ostfriesland hat schon als kleines Mädchen gern und viel genäht und hat später in der Schule bereits ihre eigenen Kreationen getragen. Die Frage, ob Mode ihren Berufsalltag beherrschen sollte, hat sie endgültig Jahre später in Hamburg nach einem Praktikum bei dem Label „Hello“ entschieden. Ja, es gefiel ihr, und deswegen begann sie wie geplant ihr Studium an der JAK, einer privaten Hamburger Akademie, an der sie von der Pike an Modedesign studieren konnte. Acht Semester, in denen sie unter anderem Mode-Illustration, Kollektionsgestaltung, Schnitt- und Fertigungstechnik aber auch BWL, Marketing und Kosten-Leistungsrechnung lernte. Alles Kenntnisse und Fertigkeiten, die sie ihrem Traum, sich selbstständig zu machen, näherbrachten. Bereits während des Studiums nahm Janneke erfolgreich an Wettbewerben teil und begann danach freiberuflich für nationale und internationale Labels zu arbeiten, bis sie 2008 „Powder“, ihr eigenes Label, gründete. „Alter Glamour mit neuem Flair“, beschreibt die Jungdesignerin lächelnd ihren Stil und erklärt dann die Besonderheiten ihrer Kollektion: sehr klassische Grundschnitte, inspiriert von der eleganten Schnitttechnik der 20er und 30er Jahre, ergänzt sie mit besonderen Raffungen und liebevollen Details wie ausgefallenen Knöpfen. Das Ergebnis ihrer Interpretationen sind feminine Kleider, Mäntel, Röcke, Blusen und Strickteile, die den Körper umschmeicheln und die Trägerinnen trotz des Spieles von Enge und Weite nicht einschränken oder behindern. Die verwendeten hochwertigen Stoffe tragen ihren Teil zu dem besonderen Glamour des jungen Modelabels bei. So das Seidensatin, das durch eine besondere Webart – und nicht durch die Zugabe von Elastan – über eine angenehme und tragbare Elastizität verfügt. Und nicht selten entsteht die Idee für ein Kleidungsstück erst durch einen Stoff, den die Modedesignerin zum Beispiel auf der Münchener Stoffmesse entdeckt und in den sie sich verliebt. 2009 eröffnete sie mit einer Freundin ihren gemeinsamen Laden Amadea mit angehängtem Atelier. In der Mozartstraße 15 im südlichen Barmbek werden die Kollektionen hergestellt und auch vertrieben. „Powder“ wird in Hamburg an drei weiteren Modestandorten verkauft, bei Juno Nord in der Marktstraße, bei La vie est belle in der Schanze und bei Stoffsüchtig am wachsenden Modeplatz HafenCity.

 

„Wie es weitergeht? Einige sagen mir, dass ,Powder‘ das Potenzial hätte,
ein internationales Modelabel zu werden.“

 

„Janneke hat einen ausgefallenen eigenen Stil“, beschreiben Philipp Kaczmarek und Alessandro De Pasquale ihre Arbeit. „Ihre Stücke sind retro-modern und handwerklich hervorragend verarbeitet. Bei uns kaufen Frauen ihre Mode, die einen hohen Anspruch an Qualität haben. Sie fertigt mit viel Liebe zum Detail an, und jedes Stück der bisherigen Kollektionen wurde von ihr selbst genäht. Wegen der Kleinserien sind viele Stücke schnell vergriffen.“ Mit „Powder“ hat Janneke Hülsebus ein großes Potenzial, zu einer der angesagten Hamburger Designerinnen zu werden, denn Stoffsüchtig am Überseeboulevard hat zurzeit 60 Jungdesigner und Marken im Sortiment, und schon so manche Designerkarriere nahm hier ihren Anfang. „Der Hamburger Modemarkt entwickelt sich einerseits durch die steigende Nachfrage, andererseits durch die neuen Labels. Nirgendwo finden sich derzeit mehr Jungdesigner unter dem Dach eines Stores als bei uns“, beschreibt Kaczmarek den Erfolg des Konzeptes, „das gefällt unseren Kunden und sie kommen gern in die HafenCity.“ Ein Spaziergang durch den wachsenden Stadtteil macht offensichtlich: Neben Stoffsüchtig haben sich hier weitere inhabergeführte Läden angesiedelt, die Mode anbieten und gezielt von ihren Kunden aufgesucht werden, davon profitieren auch Bewohner und Arbeitnehmer. Für sie beginnt die Angebotsvielfalt direkt vor der Wohnungs- beziehungsweise Bürotür. So bekommt man Casual Streetwear im Fashionstore von Marc & Daniel. Hier findet man und frau eine breite Auswahl an modisch angesagten Labels, die vom Einkäufer Daniel Säger auf den Modemessen für den Überseeboulevard zusammengestellt wird. „Heutzutage muss Mode nicht mehr altersspezifisch gekauft werden, unsere Kunden suchen das Besondere, das zu ihrem Typ passt und an ihnen gut aussieht“, beschreibt Daniel Säger seine Kunden.

Stoffsüchtig verkauft Designermode am Überseeboulevard.

Der Showroom der Firma BRAX in der Speicherstadt

Ein paar Straßen weiter am Kaiserkai bietet Jo Freyherr Herrenmaßkonfektion an. Hier werden neben Businesskleidung auch Trenchcoats, Mäntel, Smokings und Maßhemden entworfen. „Unsere Kunden sind für jeden Anlass passend gekleidet“, erklärt Inhaber Olaf Grotkopp sein Konzept. Aber das ist noch nicht alles: Pullover und Kleider aus Cashmere, der kostbarsten Naturfaser der Welt, gibt es bei Witty Knitters, von der ehemaligen New Yorker Personal-Shopperin Robin Dietrich ausgesuchte Labels findet man bei Love My Closet. Anke Mehrings LOLA bietet trendige Jeans für den Alltag, aber auch Outfits für das Büro sowie für den kleinen oder großen Auftritt, wohingegen man bei GAASTRA und GuteJacke.de modische, sportliche und funktionelle Outdoor-Kleidung bekommt. Zu guter Letzt gibt es bei LOOK!No. 5 von Karen Bühe für jeden Anlass die passenden Schuhe. Die notwendigen Accessoires, die einen Shoppingtag erst vervollständigen, führt jedes dieser Geschäfte noch zusätzlich. Will man aber alle Modeecken des Quartiers kennenlernen, so muss man einen weiteren Shoppingtag anhängen, denn auf der anderen Seite des Sandtorkais in der Speicherstadt befinden sich echte Geheimtipps, von denen einige nur per Mundpropaganda weiterempfohlen werden. Die Rahmenbedingungen dafür schafft die Immobiliensparte der HHLA, die in der Mitte Hamburgs die historischen Speicherböden, in denen früher Waren aus aller Welt gelagert wurden, für die heutigen Nutzer optimiert und dabei sehr sorgfältig mit der Bausubstanz dieses besonderen Ortes umgeht. Ein perfekter Ort zum Beispiel für Elli Erichreineke und Dance Affairs, die in ihrem Showroom für Tanzkleidung und tausende von Tanzschuhen – darunter eine beeindruckende Auswahl für Tangotänzer und Tangotänzerinnen – lokale,nationale und internationale Kunden begeistert. Oder für die Modefirma BRAX, die ihren Hamburger Showroom am St. Annenufer erst im letzten Jahr eröffnet hat. Die HHLA Immobilien stellt diverse historische Böden auch für Film-, Fernseh- und Fotoproduktionen zur Verfügung. Eine ideale Location, die Janneke Hülsebus für ihr aktuelles Shooting aussuchte. Ursprüngliche Holzböden und -decken mit offenen Stahlträgern in Kombination mit den besonderen Lichtverhältnissen dieses Ortes schaffen eine versponnene, mystische Atmosphäre und rücken „Powder“ – unweit von seinen Kundinnen am Überseeboulevard – in das richtige Licht.

Astrid Hüller

Strickjacke Coline (Viscose Feinstrick), Rock Lilou (Seide)

 

Modedesign Janneke Hülsebus Storyboard, Konzept, Creative Direction Astrid Hüller, Andy Lindemann Produktion, Set Design Astrid Hüller, Janneke Hülsebus, Jonas Wölk Fotografie Astrid Hüller Fotoassistenz Jonas Wölk Agentur Modelwerk Model Anna Marlene Czichos Hair/Make-up Mareike Wübbenhorst Mit Unterstützung von Matthias Basting (HHLA), Shirin Benkus, Manfred Wigger

 

Astrid Hüller

Astrid Hüller

Cape Florence (Schurwolle)

Astrid Hüller

Bluse Maeva (Seide)

Text: Conceição Feist, Fotos: Astrid Hüller, www.powderfashion.de
Quartier 17, März–Mai 2012 , Rubrik:    
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