« Zurück zur Übersicht

Sneak Preview

Hans-Joachim Flebbe, ehemaliger Geschäftsführer der CinemaxX-Kinokette, plant schon länger ein luxuriöses Lichtspielhaus in der HafenCity. Nun wird er es offenbar realisieren können, integriert in ein Event-Center im nördlichen Überseequartier

Die Astor Film Lounge

Die Astor Film Lounge in Berlin: So ungefähr stellt sich Hans-Joachim Flebbe sein neues Kino in der HafenCity vor

Ende Januar hyperventilierte die Bild-Zeitung fast: „Riesen-Event-Center: Hamburgs größte Macher retten die HafenCity“, lautete die Schlagzeile. Dass die HafenCity vor „Verödung“ gerettet werden muss, wie es im Text heißt, mag man bezweifeln. Vielversprechend klingen die Pläne für das letzte freie Grundstück im Überseequartier auf jeden Fall.

Die exklusiven Planungsrechte für das Event-Center, das vis-à-vis der Speicherstadt entstehen soll, sind Ende 2012 an eine Gruppe von Hamburger Unternehmen gegangen. Der Immobilienentwickler DC Commercial, eine Tochterfirma von Dahler & Company, der Maklerfirma von Kirsten und Björn Dahler, bereitete im Mai den Architekturwettbewerb vor. Neben 125 Wohnungen auf 17.400 Quadratmetern – ein Drittel dieser Fläche ist für geförderten Wohnungsbau vorgesehen – sind kulturelle Angebote geplant. Hier kommt „Kino-König“ Hans-Joachim Flebbe ins Spiel.

Die anderen „Macher“ denken über ein gemeinsames Hotel im Center nach. Designhotel-Spezialist Kai Hollmann (25hours Hotel) ist dabei, die Theatermacher Norbert Aust und Sebastian Kähler (beide Schmidts Tivoli), Frederik und Gerrit Braun sowie Sebastian Drechsler vom Miniatur Wunderland.

„Das Hotel könnte einen Wunderlandbezug bekommen. Es soll kein austauschbarer Vier-Sterne-Edelschuppen werden, sondern eine liebevolle Geschichte erzählen“, sagt Drechsler. Allerdings befinde sich alles noch in einem sehr frühen Planungsstadium.

Realisiert werden soll das Event-Center ab Sommer 2014. „Vom Ausgang des Architekturwettbewerbs hängt es ab, ob wir unsere Vorstellungen umsetzen können. Dann wissen wir erst, wie viel Fläche uns zur Verfügung steht“, kommentiert Flebbe den Stand der Planung. „Und die Höhe der Miete spielt auch eine Rolle.“ Liefe alles nach Plan, gäbe es im neuen Kino des einstigen Multiplex-Pioniers statt Popcorn eher Käsevariationen mit Feigensenf. Diese Leckerei steht auf der Karte der Astor Film Lounge am Berliner Ku’damm, die Flebbe seit 2008 erfolgreich betreibt. Sie dient als Blaupause für das Premium-Kino in der HafenCity.

Hans-Joachim Flebbe

Hans-Joachim Flebbe will in der HafenCity ein Luxus-Kino mit Premium-Technik, Parkservice und edler Gastronomie aufbauen

Premium soll nicht nur die Technik werden mit digitalen 3-D-Projektoren und State-of-the-Art-Tonsystem. Die bequemen Sessel sollen über verstell-bare Rückenlehnen verfügen, die sich fast bis in die Waagerechte absenken lassen. Gilt es doch, die Couch-Potatoes aus der heimischen Kuschelecke vor dem Riesen-Flatscreen-Fernseher wegzulocken. Bei Flebbe bringt nicht Mutti das Bier, sondern der Saaldiener. Oder natürlich Champagner.

Abgerundet werden soll das cineastische Verwöhnprogramm für Großstadtmenschen durch eine kostenfreie Garderobe und Türsteher. Diese „Doormen“ bieten „Valet Parking“: Soll heißen, man drückt den Jungs seine Wagenschlüssel in die Hand, sie fahren das Auto ins Parkhaus und bringen es zum Filmende wieder zurück. Fürs Premium-Programm gilt: nicht nur Blockbuster, sondern auch Arthouse-Filme und Klassiker wie „Lawrence von Arabien“.

Flebbes Mission ist nicht weniger, als dem Kino „seine Seele“ zurückzugeben. Sein persönliches Rentenalter hat der Mitbegründer der CinemaxX AG, deren Geschäftsführung er 2008 verlassen hat, mit heute 61 Jahren noch nicht erreicht. Mit seiner neuen Firma hat er vor allem alte Kinos in deutschen Großstädten im Blick, die er wieder „zum Leben erwecken“ will, wie er es mit der Astor Film Lounge in Berlin verwirklicht hat. Sukzessive baut der Kino-König sein neues, noch überschaubareres Reich aus: ein Luxus-Kino in Köln, ein weiteres in Frankfurt und ein drittes in München. Die Spielstätte in der HafenCity wäre Flebbes erstes neu erbautes Premium-Kino.

Was ihn an der HafenCity reizt? Der Unternehmer vergleicht sie gern mit dem Potsdamer Platz in Berlin, wo unter anderem zwei große Kinos dafür sorgen, dass „die Besucher abends eben nicht nach Hause gehen“. Wenn alles läuft wie geplant, werden im Event-Center drei Kinosäle entstehen. Flebbes Erfahrungen zeigen, dass das Konzept eher über 40-Jährige anspricht, die gut verdienen. An zahlungskräftigen Kunden dürfte es in der HafenCity nicht mangeln.

Text: Bettina Mertl-Eversmeier, Fotos: Flebbe Services GmbH
Quartier 22, Juni–August 2013 , Rubrik:    
« Zurück zur Übersicht