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Ausgezeichnet

In der östlichen HafenCity entsteht ein neuer Hotspot für Designfreunde. Mit der iF design exhibition bekommt zeitgenössisches Design in den Elbarkaden das ganze Jahr über eine Bühne

U BOWL: Schüssel mit Silikonrand zum Halten und zum Abstreichen des Löffels (links); LIFE TIRE: Dieser Reifen ist Wassertransportmittel, Reinigungsfilter und Spielzeug für afrikanische Kinder in einem (Mitte); TOUCH: Sterilisat, das die Handläufe von Rolltreppen von Bakterien säubert (rechts)

Oft sind es nur kleine Änderungen, die unsere alltäglichen Dinge noch besser machen. Mit den „Eco Popsicle Sticks“ zeigen die chinesischen Designstudenten Zhao Qiaoyan und Junjie Cui etwa, dass Eis am Stiel noch ressourcenschonender produziert werden kann. So verbraucht ihre Stielform im Vergleich zum gewöhnlichen Eisstiel ein Viertel weniger Holz. Diese und 99 weitere zukunftsweisende Ideen von jungen Designern erhielten im Rahmen eines der größten internationalen Nachwuchswettbewerbe den diesjährigen „iF concept design award“. Ihre Entwürfe bleiben zum Glück nicht in der Schublade verborgen, sondern sind auf der 1.500 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche der iF design exhibition ab September in den Elbarkaden ebenso zu bestaunen wie marktreife Produkte, die sich mit dem iF-Logo schmücken dürfen.

JARPET: Projektion exotischer und heimischer Tiere, mit denen Kinder interagieren können

Eine Auszeichnung mit dem iF Label gilt seit 60 Jahren weltweit als Gütesiegel für herausragende Designleistungen. Konzerne, mittelständische Unternehmen, Agenturen sowie Designbüros werben mit dem renommierten Aushängeschild für ihre Produkte. Den Nutzern soll der Preis als unabhängige Orientierungshilfe dienlich sein. Dieses Jahr haben sich rund 4.500 Hersteller und Gestalter in den Kategorien Produkt-, Kommunikations- und Verpackungsdesign für den iF design award beworben. Die von einer Expertenjury ausgewählten 75 Besten – die Gold-Preisträger – sind im Original und digitaler Kopie im Warftgeschoss der Elbarkaden zu sehen. Zu den prämierten Produkten gehören zum Beispiel von Issey Miake designte Leuchten, ein Industrieroboter, aber auch das I-Phone 5.

Die Jury des iF concept design award 2013

Die iF Designwettbewerbe werden seit 2001 von der iF International Forum Design GmbH mit Sitz in Hannover organisiert. Außerdem realisiert das Unternehmen unter dem Label „organized by iF“ Designwettbewerbe im Auftrag von Kunden aus der ganzen Welt. Um das Bewusstsein für Design in der Öffentlichkeit zu stärken, gehören auch Ausstellungen zu seinem Aufgabengebiet. Dass die iF in den Elbarkaden jetzt zum ersten Mal ein festes Ausstellungshaus eröffnet, ist kein Zufall. „Durch die anspruchsvolle architektonische Gestaltung, die zentrale Lage und die internationale Wahrnehmung ist die HafenCity ein Anziehungspunkt für das design- und architekturinteressierte Publikum“, so Ralph Wiegmann, Geschäftsführer iF International Forum Design GmbH.

Die iF versteht sich als neutrale Institution, die an der Schnittstelle zur Wirtschaft zeitgenössischem Design eine Plattform bietet. Sie möchte selbst keine Trends setzen oder Designschulen prägen. Das macht sich auch in der zurückhaltenden Ausstellungsarchitektur in den Elbarkaden bemerkbar: die Räume sind in schlichtem Weiß, das Mobiliar ist in klaren kubischen Formen gestaltet. Darüber, was gutes Design auszeichnet, verliert die iF selbst auch keine Worte. Sie lässt die prämierten Exponate für sich sprechen. An Hamburgs neuem Design-Hotspot sollen außerdem Expertinnen und Experten bei Vortragsabenden und Podiumsdiskussionen Fragen wie diese erörtern. In der Installation „Talking Heads“ bekennen zudem erfolgreiche Designer wie Clemens Deilman Farbe. Digital und in Lebensgröße erklärt der Head of Design von Gore Bike Wear und Running Wear den Besuchern seine Designphilosophie.

Wer in Designfragen eher unbedarft ist und bei der Ausstellung mehr an die Hand genommen werden möchte, folgt am besten den „Zehn Thesen für gutes Design“ des Industriedesigners Dieter Rams, die vis-à-vis vom Eingang auf die weiße Wand geschrieben sind: „Gutes Design ist innovativ, macht ein Produkt brauchbar, ist ästhetisch, macht ein Produkt verständlich, ist unaufdringlich, ehrlich, langlebig, konsequent bis ins letzte Detail, umweltfreundlich und so wenig Design wie möglich.“ Seine Thesen fasste Dieter Rams dann so zusammen: „Weniger, aber besser!“ Da haben die beiden chinesischen Studenten mit ihren „Eco Popsicle Sticks“ wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.

Text: Ljubica Heinsen, Fotos: iF International Forum Design GmbH

 

Quartier 23, September–November 2013 , Rubrik:    
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