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Die Popröhre

Die Sängerin und Komponistin Kery Fay ist in der HafenCity so gut wie zu Hause: An jedem ersten Dienstag im Monat begeistert die gebürtige Ukrainerin ihr Publikum mit den „City Sessions“ im Club 20457 
Kery Fay

Experimentiert gerne mit unterschiedlichen Stilen: die Sängerin Kery Fay im 25hours Hotel HafenCity

Kery, wie ist das Leben als Rockmusikerin?

Also, Rock schon mal gar nicht. Eigentlich Pop! Es ist aufregend, es ist aber auch oft schwierig. Und ich hoffe, dass es für mich in der nächsten Zeit noch viel aufregender sein wird, weil ich meine CD in den nächsten Monaten rausbringe.

Wie muss man sich das vorstellen mit der CD – Du stehst ganz klassisch unter Vertrag …

Nein, eigentlich gar nicht. Ich hatte mal vor drei Jahren einen Vertrag mit einem Produzenten, der alles bestimmen wollte: wie ich singen soll, wie ich mich anziehen soll, wie meine Songs sein müssen. Ich war mit dem Ergebnis gar nicht einverstanden. Und dann habe ich mich entschieden: ich nehme alles selbst in die Hand und gehe meinen Weg allein. Ich habe mir dann drei Produzenten in Berlin gesucht. Das sind sehr gute Leute, unter anderem Loomis Greene, Gitarrist bei Jan Delay. Ein tolles Team! Wir haben dann vier Songs auf die Beine gestellt, und ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis.

Du warst mit 15 ein Jahr lang in der Ukraine auf Dich allein gestellt. Welche Rolle hat die Musik für Dich in dieser Zeit gespielt? 

Ich habe viele Gedichte geschrieben. Nicht wirklich Songs, das kam erst später. Aber Gedichte, weil man natürlich viele Gedanken hat und Emotionen und auch Kummer, weil man allein ist und nicht weiß, wie es weiter geht.

Du sagtest, Du wolltest schon als Kind lernen, wie man komponiert. Hast Du Komposition studiert? Oder eine Gesangsausbildung gemacht?

Ja, ich habe tatsächlich eine Ausbildung zur Bühnendarstellerin gemacht. Ich fand es toll, dass man drei Sachen gleichzeitig lernen konnte: Tanz, Gesang und Schauspiel. Komponieren habe ich nie wirklich gelernt; und ich finde auch, dass man es nicht lernen kann. Klassik, ja – aber in der Popmusik gibt es eigentlich kein Rezept für einen guten Song!

Was gehört zu einem guten Song?

Gefühle! Emotionen! Man kann einen Song in drei Stunden schreiben oder in einem halben Jahr. Oft schreibe ich Songs, von denen ich denke, das kann was werden; und dann müssen sie reifen. Dann trage ich sie mit mir; fünf Monate lang, bis ich denke, jetzt kann ich sie jemandem vorspielen.

Welche Sänger haben Dich beeinflusst? Wer sind Deine musikalischen Vorbilder?

Angefangen bei richtig guten Künstlern wie Alicia Keys, hab’ ich viel vom Jazz gelernt. Ella Fitzgerald habe ich oft gehört und versucht, jeden Ton nachzusingen bis ich meinen eigenen Stil gefunden hatte. Ich mag auch Sade sehr gern!

Deine Texte handeln oft von Liebe, von Beziehungen. Es sind also sehr persönliche Themen. Hast Du kein Problem damit, Deine Gefühle so offenzulegen?

Doch, schon. Vor allem, wenn ich einen Song jemandem das erste Mal vorspiele. Bis dahin war es wie ein Tagebuch – und dann ist der Moment gekommen, jemandem davon zu erzählen. Aber es ist auch eine Art Schutz – ich muss nicht darüber reden, ich kann darüber singen. Das fällt mir leichter!

 

Kerys Fays neue EP erscheint Anfang nächsten Jahres – und hält mindestens eine Überraschung parat: Denn wieder einmal hat Kery sich neu erfunden und dem Elektro-Pop zugewandt. Viel Spaß beim Hören! 

Mehr über Kery Fay im Internet unter www.kery-fay.com

Interview: Urs N. Jascht, Foto: Jonas Wölk, Astrid Hüller, Haare & Make-up: Martin Zerza, Styling: FKIDS are older

 

 

 

Quartier 24, Dezember 2013–Februar 2014 , Rubrik:    
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