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Wegbereiter

Der Dalmannkai trägt einen der wenigen Namen in der HafenCity, die heute noch von der Geschichte des Ortes erzählen
Johannes Dalmann

Johannes Dalmann: Vordenker und Wegbereiter für Hamburgs Hafen (1)

Mit dem Bau der HafenCity sind die meisten Überbleibsel des historischen Hafens auf dem Großen Grasbrook verschwunden, und mit den Orten auch deren Namen. Zu den wenigen beibehaltenen Namen gehört der von Johannes Dalmann, der heute hauptsächlich mit dem Dalmannkai verbunden wird, der Uferpromenade am Grasbrookhafen. Lange hieß auch die Erschließungsstraße der Kaizunge nach ihm Dalmannstraße und führte bei der ursprünglichen Ausdehnung des Sandtorhafens bis zum Brooktor. Vor ein paar Jahren wurde der Name dann aufgegeben und die neue Adresse Am Kaiserkai genannt. Dabei war Johannes Dalmann zumindest für den Hafen ungleich bedeutender als der deutsche Kaiser: In der Literatur gilt er gemeinhin als Vater, als Begründer des modernen Hafens, der Hafen selbst als sein geniales Werk, das Maßstäbe für ein Jahrhundert setzte. Auch wenn diese Bewertung etwas überschwänglich ausfällt, so war er doch maßgeblich an der Konzeption des Hafens beteiligt, war die treibende Kraft hinter der Entscheidung für tideoffene Hafenbecken und die Ausstattung der Kaistrecken an den neuen Sandtor- und Grasbrookhäfen mit Schuppen statt mit Speichern für schnelle Sortierung und Weitertransport, mit kombiniertem Kaiumschlag, der landseitig Bahn und Straße, wasserseitig den Umschlag über Elbkähne gestattete, jeweils mittels beweglicher Dampfkrane. Damit hatte Dalmann die entscheidenden Grundlagen für den modernen und schnellen Hafen entwickelt.

Handkurbelkran

140 Jahre Dalmannkai: Handkurbelkran für 20 Tonnen Schwergut, 1872 (2)

Schuppen 14

Kaiumschlag an Schuppen 14, 1934 (3)

Am 4. März 1823 in Lübeck als Sohn eines Kapitäns geboren, hatte Dalmann nach dem Großen Brand 1842 als Zimmermannsgeselle beim Wiederaufbau Hamburgs mitgeholfen, bevor er in Berlin Wasserbau und Mathematik studierte. Danach kam er nach Hamburg zurück und machte Karriere als Beamter, zunächst als Bauleiter bei Deich- und Strombauarbeiten, später beaufsichtigte er Peil- und Baggerarbeiten in der Elbe; 1848 erhielt er die goldene Ehrenmünze, weil er bei einem Sturm auf der Elbe fünf Menschen vor dem Ertrinken gerettet hatte. Nahdem er zunächst kommissarischer Wasserbaudirektor gewesen war, übernahm er das Amt 1864 offiziell. Zu dieser Zeit hatte er die richtungsweisenden Entscheidungen für den Hafenausbau aber bereits getroffen und sich auch in anderen Bereichen engagiert. Ende der 1850er Jahre war er mit den Planungen und Vorarbeiten zum Venloer Bahnhof, später Hannover’scher Bahnhof, und mit der Überbrückung der Norderelbe zwischen Baakenhafen und Entenwerder betraut. 1858, als er das Gutachten zum Tidehafen vorstellte, hatte er ein Konzept für einen Industriebezirk auf Steinwerder vorgelegt. 1869 reiste er als Repräsentant Hamburgs zur Eröffnung des Suezkanals nach Ägypten.

Dalmanns Grabstelle

Dalmanns Grabstelle auf dem Friedhof Ohlsdorf heute (4)

Er starb 1875, erst 52-jährig, und wurde auf dem Friedhof von St. Jacobi in Wandsbek begraben. Sein Grabmal entwarf der prominente Architekt Wilhelm Hauers: ein vier Meter hoher Sandsteinblock mit einem davor kauernden Löwen und einem Bronzerelief mit Dalmanns Gesicht. Nach der Schließung des Friedhofs wurden seine Gebeine 1960 nach Ohlsdorf umgebettet, sein prächtiges Grabmal aber nur zum Teil überführt. Erhalten sind Löwe und Bronzeplatte, nicht aber der Sandsteinblock. Dalmanns herausragende Bedeutung für Hamburg zeigt auch sein Konterfei, das eine der beiden Säulen über dem Kamin im Phoenixsaal des Rathauses ziert.

Dalmannstraße

Abrissarbeiten beim Amt für Strom- und Hafenbau im Zuge der Vorarbeiten für die wachsende HafenCity, 2006 (5)

Im Zuge der Veränderung des Straßengrundrisses durch die HafenCity wurde nicht nur die Dalmannstraße auf der Kaizunge umbenannt; es verschwand auch das verbliebene Stück auf dem Großen Grasbrook, an dem bis 2005 das Amt für Strom- und Hafenbau stand. Lediglich ein Gebäude blieb erhalten, weil es unter Denkmalschutz stand. Heute wird es „Altes Hafenamt“ genannt und steht an der Osakaallee. Ein letztes Zeugnis der Straße gibt das kurze Straßenstück Am Dalmannkai, die Verlängerung der Überseeallee (ehemals Versmannstraße) nach Westen.

Dalmannkai

Die Kaistrecke als grüne Flaniermeile und sonnige Uferpromenade, 2009 (6)

Text: Nikolai Antoniadis, Fotos: HPA Hamburg Port Authority (1), Der Hamburger Hafen 1880–1910 ⁄ Erich Lüth (2), Gustav Werbeck ⁄ HHLA Hamburger Hafen und Logistik AG (3), Thomas Hampel (4, 5, 6)
Quartier 25, März–Mai 2014 , Rubrik:    
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