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Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

Thomas Hampel

Thomas Hampel

in der HafenCity spielt die Musik: schon lange wird vor und in wenigen Jahren sicher auch in der Elbphilharmonie musiziert, auf den Terrassen, Plätzen und Boulevards sind tanzende Menschen, Tango-Trance und Open-Air-Konzerte an der sommerlichen Tagesordnung. Nun kommt mit dem Musikerhaus auch noch die Hausmusik ins Spiel. Hier hat der Übungsraum das Bunker-Image hinter sich gelassen und ist in ein fast normales Wohnhaus mit ebenso unerhörten wie unsichtbaren inneren Qualitäten integriert. Da kann Papa den Heavy Metal Riff ruhig etwas öfter üben.

Die Zeiten, in denen Lobbyisten den Klimawandel leugnen konnten, sind vorbei: Der Meeresspiegel steigt weltweit und unaufhaltsam. Darauf muss sich auch das amphibische Hamburg einstellen. Zwischen den Landungsbrücken und der Kehrwiederspitze, wo die Hauptdeichlinie zur prominentesten Promenade der Stadt wird, war der brutale Charme des Sichtbetons weder heutigen Vorstellungen noch zukünftigen Fluten gewachsen. Hier entsteht der Stadtdeich der Zukunft als eine wie Seegras gewellte Treppenanlage. Entworfen hat den spektakulären Zweckbau Zaha Hadid, eine der ersten und die berühmteste Architektin der Welt.

Rund um die schöne Katharina tut sich was. Das in der Planungsphase heftig umstrittene Katharinenquartier ist bezugsfertig. Es hat sich, auch dank kons-truktiver Gegenwehr der Interessengemeinschaft Katharinen, vom bruttogeschossflächenoptimierten Standardmonolithen zu einem überraschend abwechslungsreichen und respektvollen Nachbarn der Kirche gemausert. Am Katharinenfleet sind einige Bürohäuser der Wirtschaftswunderzeit verschwunden, und aus der riesigen Baugrube wächst ein neuer Wohnkomplex – Zeit für einen Rundgang mit Pastor Frank Engelbrecht, dem unermüdlichen Spielmacher des Katharinenviertels.

Während die Altstadt von den Gravitationskräften der HafenCity profitiert, hat diese mit eingebauten Problemzonen zu kämpfen. Die Aufmerksamkeit wandert nach Osten, im Westen klappt aber gar nichts mehr. Wegen des Umbaus der Mahatma-Gandhi-Klappbrücke wird der Kaiserkai für mehr als ein Jahr zur dürftig erschlossenen Halbinsel – ist es Zeit für gewaltlosen Widerstand? Etwas weiter stromabwärts wiederum wird zu Recht ausgelassen gefeiert: Altona ist in diesem Sommer seit 350 Jahren Stadt – und damit doch spürbar jünger als das gute, alte Hamburg.

Viel Vergnügen bei der Lektüre unseres Magazins, interessante Informationen und einen sonnigen Sommer im Quartier wünscht Ihnen

Thomas Hampel
Herausgeber

 

Quartier 26, Juni–August 2014 , Rubrik:    
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