Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die kurzen, kalten Tage und das schwere, nasse Grau vor den Fenstern sind auch für stabile Persönlichkeiten manchmal eine Zumutung. Diese Zeit ist wie gemacht für die Beschäftigung mit inneren Werten – zum Beispiel denen der Architektur. Das berühmteste Gebäude der HafenCity ist zweifellos die Elbphilharmonie, die seit Kurzem äußerlich weitgehend vollendet ist, deren komplexes Inneres aber noch einiger Jahre der Vervollkommnung bedarf. Ihr Nimbus beruht nicht nur auf der kabbeligen Entstehungsgeschichte, den sich babelhaft auftürmenden Kosten oder dem stürmischen, die Stadtsilhouette überwogenden Glasdach, sondern auch auf dem Ruf der Architekten. Was sind die treibenden Ideen des Weltarchitektur-Duos Herzog und de Meuron, was ist das Wesen ihrer Arbeit?
Zu den uneingeschränkten Bewunderern des die Nachbarschaft dominierenden Konzerthauses zählt auch die Körber-Stiftung, die seit fast zehn Jahren im Hanseatic Trade Center beheimatet ist und die sich am Kehrwieder in jeder Hinsicht gut und transparent aufgehoben fühlt. Wie viele Geschäftsleute und Gastronomen rechnet sie damit, dass eine endlich eröffnete Elbphilharmonie täglich Tausende Menschen ins Quartier lockt, die nicht nur Sensationen, sondern auch inneren Werten gegenüber aufgeschlossen sind. Die Stiftung praktiziert Offenheit und Vorurteilsfreiheit, ihr eigentliches Kapital sind persönliche Kontakte, und davon kann sie gar nicht genug bekommen.
Eine Gestaltung ist natürlich erst richtig gut, wenn die inneren Werte stimmen: die Funktionalität, die Handhabbarkeit und – außer bei Küchenmessern – die Benutzerschnittstelle. Babette Peters hat sich in Hamburg seit Jahren nicht nur der guten Form halber engagiert, sie ist nun teils trotz und teils wegen der Besonderheiten hamburgischer Entscheidungsfindungen endlich am Magdeburger Hafen angekommen.
Zur Umsetzung guter Ideen gehört wie zur wohltemperierten Architektur viel Energie. Gerade wurde im Oberhafen ein neues Biogas-Kraftwerk eingeweiht, in der Geschichte der HafenCity spielen aber auch fossile Energieträger eine bedeutende Rolle. Ein sehr lebendiges Energiebündel ist dagegen Thomas Sampl, der für seine Idee einer regional-fantasievollen Küche brennt und sich im Restaurant VLET in die Töpfe sehen lässt. Wer allerdings Genuss und Geschwindigkeit in Einklang bringen muss, der kann beim Kosten löslichen Kaffees aus der Speicherstadt auf seine Kosten kommen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre dieser und anderer Geschichten, interessante Informationen und einen wohligen Winter im Quartier wünscht Ihnen
Thomas Hampel
Herausgeber