« Zurück zur Übersicht

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Thomas Hampel

Thomas Hampel

Mit der HafenCity ist seit den ersten Masterplänen auch die Idee einer architektonischen und städte-baulichen Avantgarde, eines Aufbruchs in die urbane Zukunft verbunden. Die zurzeit sichtbare HafenCity kündet eher von planerischer Bescheidenheit als vom großen Wurf. Das von Rem Koolhaas geplante Science Center, über das wir 2007 in unserer ersten Ausgabe berichtet haben, hätte mit seinem grob gefügten Ring aus Containern einen markanten Gegenpol zur Elbphilharmonie gebildet und ist trotzdem oder deshalb lautlos im Strudel städtischer Verplanung verschwunden. Beim Erzrivalen des Hamburger Hafens in der Nordrange sieht es ganz anders aus. Rotterdam ist aus den Trümmern deutscher Bombenangriffe in der Mitte des letzten Jahrhunderts pragmatisch wiederaufgebaut worden, inzwischen präsentiert sich seine Stadtküste zwar etwas lauter, aber auch erfrischend bunter und wagemutiger. Die dortige Markthalle – Sie werden es sehen – ist ein Gehäuse zum Hingucken.
Viel zu sehen und zu erleben gibt es aber ebenso in der HafenCity: An den Sommerwochenenden wird auf den Promenaden getanzt, geslamt und vorgelesen, auf den Terrassen herrscht Kinderbegeisterung und fröhliches Gelächter – seit zehn Jahren wird an den Kais kostenlos große und kleine Kunst für alle geboten. Zeit für eine Rückschau, die mit der Zeit geht. Zeit wurde es jedenfalls am Strandkai, denn die Planungen für dessen Bebauung laufen – glaubt man für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen – schon seit einigen Jahren. Das Hamburger Büro LRW Architekten wird hier wie schon am Kaiserkai im großen Maßstab mitbauen.
Die Zeit an der Kühne Logistics University bemisst sich in Semestern, in denen Studenten aus aller Welt beispielsweise im Supply Chain Management unterrichtet werden, der komplexen Nachschublogistik für den industriellen und – nicht zu vergessen – individuellen Bedarf. Diese Zeichen der Zeit im Wandel des Handelns wurden auch in der Nachbarschaft erkannt: Im Nikolai-Quartier ist ein Business Improvement District aus der Taufe der imposanten Hamburger Kirchenruine gehoben worden. Mit dieser Selbstverpflichtung der Eigentümer soll die Verbindung zum Katharinenviertel und zur HafenCity optimiert werden. Für die Patriotische Gesellschaft scheint Zeit ein nachrangiger Faktor zu sein, denn sie arbeitet bereits seit 250 Jahren bienenfleißig in allen Bereichen des heute wie früher wichtigen bürgerlichen Engagements. Zeit ist auch dem von Michael Bauch gestalteten Café in den frisch renovierten Deichtorhallen zu wünschen, hier hat ein Künstler seine Vorstellungen auf den Punkt gebracht.
Viel Vergnügen bei der Lektüre dieser und anderer Geschichten, interessante Informationen und einen schönen Sommer im Quartier wünscht Ihnen

Thomas Hampel
Herausgeber
Quartier 30, Juni–August 2015 , Rubrik:    
« Zurück zur Übersicht