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Der Weg ist das Ziel

Auf dem Katharinenweg von der HafenCity zum Rathausmarkt


Nur 800 Meter trennen das Rathaus von der HafenCity. Mit Bürokomplexen, Wohnungen, Museen, Restaurants, Cafés und Parks entsteht hier ein neues Zentrum innerhalb der Stadt. 12.000 neue Bewohner, 40.000 Arbeitnehmer und mehrere Millionen Touristen sollen in naher Zukunft das Viertel beleben und von dort aus in wenigen Minuten zu Fuß den Rathausmarkt und die Binnenalster erreichen können.

Eine der schönsten Verbindungen führt durch Jahrhunderte städtischer Entwicklung von der Gegenwart der HafenCity zurück in die frühe Neuzeit des alten Hamburg. Der Katharinenweg beginnt am Großen Grasbrook auf Höhe der Baustelle der neuen Katharinenschule. Von hier aus kann man die HafenCity mit den Magellanterrassen und dem Sandtorhafen überblicken, bevor man auf den Kibbelstegbrücken die Speicherstadt mit dem pittoresken Brooksfleet durchquert. Vorm Zollkanal biegt der Weg nach rechts ab, führt an Block H und dem kleinen Fleet vorbei zur Jungfernbrücke, die über den Zollkanal direkt auf den barocken Kirchturm von St. Katharinen zuführt. Meistens, je nach Tageszeit, kann man den Weg direkt durch die Kirche fortsetzen, durchs Nordportal eintreten, die Geschichte und Architektur dieser Hauptkirche auf sich wirken lassen und sie durchs Turmportal wieder verlassen. Vom stillen Kirchenvorplatz führt die alte Straße Grimm direkt auf die Ludwig-Erhardt-Straße, die ehemalige Ost-West-Straße, zu. Eigentlich bildet der Grimm – von St. Katharinen nach Norden führend – eine Achse mit der Kleinen Johannisstraße.

Wege durch die autodominierte Stadt: Stuttgarter Studenten haben sich auf Initiative der städtebaulichen Herausforderung beschäftigt. In ihrer Visualisierung des Katharinenwegs zieht sich ein rotes Band von der Speicherstadt zum Rathaus.

Wege durch die autodominierte Stadt: Stuttgarter Studenten haben sich auf Initiative der städtebaulichen Herausforderung beschäftigt. In ihrer Visualisierung des Katharinenwegs zieht sich ein rotes Band von der Speicherstadt zum Rathaus. (1)

Der Bruch der innerstädtischen Verbindungen durch die in der Nachkriegszeit geschlagenen Verkehrsschneise wird hier drastisch vor Augen geführt: Die sechsspurige Straße stellt sich dem Touristen und Flaneur in den Weg wie der Grand Canyon dem Outdoor-Freak. Egal, aus welcher Richtung man auf dieses Hindernis stößt: Die andere Seite ist nicht nur sehr weit entfernt, sondern scheint eigentlich auch unerreichbar und aus der Ferne reichlich unattraktiv.

Visionäre Entwürfe

Diesem viel diskutierten Problem haben sich auf Anregung des Hamburger Ingenieurbüros euroterra auch Studenten der Universität Stuttgart angenommen und Vorschläge zu einer Neugestaltung der Straßenquerung entwickelt: Fleete, amorphe Brücken oder überzeugend schlichte und klare Markierungen leiten Touristen und Hamburger in diesen visionären Entwürfen über die Straßenschlucht mit der tosenden Blechlawine. Noch führt der Katharinenweg aber über zwei versetzte Fußgängerüberwege und versöhnt die strapazierten Sinne dafür auf der anderen Seite mit einem weiteren innerstädtischen Kleinod: Die historische Zollenbrücke führt etwa an der Stelle des mittelalterlichen Hamburger Hafens an einem Arm des Nikolaifleets vorbei. Über den charmanten Platz vor den Commerzbank-Gebäuden geht es über Brodschrangen und Kleine Johannisstraße direkt zum Rathausmarkt. Hier markiert wiederum Katharina das Ende des ebenso kurzen wie interressanten Weges: Eine Statue der klugen, schönen und mutigen alexandrinischen Prinzessin thront über dem südlichen Flügel des Rathauses.

 

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RATHAUS
Am Ende des Katharinen- weges begegnet uns die Heilige Katharina, übrigens auch Schutzheilige der Bierbrauer, als Giebelfigur über dem südlichen Flügel des Rathauses wieder.

ZOLLENBRÜCKE
Die Zollenbrücke ist mit 375 Jahren die älteste Brücke Hamburgs. Ihren Namen verdankt sie einer mittelalterlichen Zollstation zwischen Hamburg und den Schauenburgischen Landen.

DOMSTRASSE/
WILLY-BRAND-STRASSE

Die jahrzehntelang als Ost-West-Straße bekannte Trasse wurde nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt und zerschneidet seitdem die historische Innenstadt.

ST. KATHARINEN
Der barocke Turmhelm von St.Katharinen – hier vom Grimm, der ältesten Straße der Stadt, aus gesehen – ist die bedeutendste historische Landmarke des neuen Stadtteils HafenCity.

JUNGFERNBRÜCKE/
SPEICHERSTADT

Die Jungfernbrücke überquert mit dem Zollkanal die alte Zollgrenze und verbindet die Speicherstadt mit der Hamburger Altstadt.

HAFENCITY
Die Magellan-Terrassen, ein inzwischen vielfrequen- tierter innerstädtischer Platz, und die acht Gebäude am Sandtorkai bilden das erste fertiggestellte Teilquartier der HafenCity.


Text: Nikolai Antoniadis, unter Mitarbeit von: Clemens Doerr, Frank Engelbrecht, Johann-Christian Kottmeier
Fotos: (rechts) Thomas Hampel, Visualisierung: (1), (2) Stefanie Pflugfelder/euroterra

Quartier 02, Juni–August 2008 , Rubrik:    
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