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Herztöne

Nach einem Blick auf die Website von Constance Mattheus rechnet man mit einer ernsthaften, etwas verträumten Künstlerin. Doch als sie zum Interview erscheint – quirlig, das Gesicht gerötet vom Radfahren, mit ansteckendem Lachen –, entpuppt sie sich als heiter und geerdet. Als allererstes klettert sie auf den Flügel …
Constance Mattheus

Multi-Instrumentalistin, Choreografin und Musiktherapeutin: Constance Mattheus im Meßmer MOMENTUM

„Das mache ich gern bei Fototerminen, ein wunderbarer Perspektivwechsel!“ Da sitzt sie nun auf dem E-Flügel des Meßmer-Teehauses, in dem sie am 4. Dezember auftreten wird, scherzt mit dem Fotografen und strahlt eine so herzerfrischende Fröhlichkeit aus, dass man sie einfach sofort ins Herz schließen muss. Das also ist die Frau, die Khalil Ghibran vertont, die Harfe spielt und über die Kostbarkeit der Stille sinniert? Constance passt in keine Schublade, das ist schnell klar! Als Tochter eines klassischen Pianisten kam sie früh mit Musik in Berührung; doch eine ähnliche Laufbahn einzuschlagen scheint für sie zu eindimensional gewesen zu sein: Stattdessen spielt sie heute Dutzende unterschiedlicher, teils exotischer Instrumente und übt beinahe ebenso viele Berufe aus, die wiederum eines vereint: der Bezug zur Musik.

Sie ist Musikerin, Komponistin und Choreographin; sie gibt Gesangsunterricht und Yoga-Workshops, referiert als Traumatherapeutin für UNICEF und arbeitet im Krankenhaus Winsen auf der Palliativstation. Dort begleitet sie als Musiktherapeutin sterbenskranke Menschen auf deren letztem Weg. Menschen, die auf ihrem Leidensweg und angesichts der Unausweichlichkeit ihres Endes sprachlos geworden sind, erreicht sie durch die Musik und gibt ihnen eine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Manche ihrer Patienten sieht sie nur ein einziges Mal. Ist das nicht furchtbar belastend? „Die Musik gibt mir die Kraft und den Schutz, diese Arbeit zu tun“, sagt sie.

„Musik ist Herzensangelegenheit“

Aber Musik ist für Constance weit mehr als ein Werkzeug. Sie ist eine Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird – oder eben auch von Menschen, zu denen keine Worte mehr vordringen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Musik das Medium ist, mit dem man alles ausdrücken kann. Alle starken Emotionen, wie Liebe, Wut, Sehnsucht unter anderem können ganz unmittelbar ausgedrückt werden. Musik bringt einen in Kontakt mit dem innersten eigenen Kern und in die Stille. Für mich gibt es keine Emotion und keine Thematik, die man nicht musikalisch ausdrücken könnte.“

Ebensowenig, wie sich Constance auf ein einziges Instrument festlegt, lässt sie sich in eine bestimmte Stilrichtung einordnen. „Aktuell habe ich gerade meine CD „Brasilianische Liebesperlen“ fertiggestellt. Jahrelang habe ich Musik der Stille komponiert und im Trio mit Klavier/Gesang Geige und Cello aufgeführt. Popstücke schreibe ich auf deutsch und englisch und arbeite an meiner 2. CD. Wie kann man das eingrenzen oder eine Schublade dafür finden? Ich kann immer nur sagen, was ich gerade in diesem Moment mache. Die Arbeit als Therapeutin werde ich auf alle Fälle parallel zu meiner Musikkarriere immer fortführen.“

Was bedeutet Musik für sie; in einem Satz zusammengefasst? Richard Wagner hat einmal gesagt, Musik sei die Sprache der Leidenschaft. Constance überlegt kurz. Dann meint sie: „Ich würde sagen, Musik ist Herzensangelegenheit.“ Einverstanden. Doch wenn man Constance zuhört, drängt sich noch eine weitere Definition geradezu auf: Musik ist das pure Leben!

 

CONSTANCE MATTHEUS

Sie studierte an der Hochschule für Künste in Bremen Bildende Kunst und Musik sowie Musiktherapie an der Europäischen Akademie der Heilenden Künste. In den vergangenen dreizehn Jahren stand sie unter anderem im Hamburger Schauspielhaus, beim Jazzfestival Hamburg, Fusion Festival, Jazzfestival Hannover, bei NDR Sonntakte und dem Fleetinselfestival auf der Bühne. 

Am 4. Dezember wird Constance Mattheus im Meßmer MOMENTUM auf dem Kaiserkai mit dem Konzert „Joy – Songs from the Heart“ auftreten – einem bunten Strauß aus eigenen Kompositionen, persönlichen Favoriten und brasilianischen Liedern.

Mehr über Constance Mattheus im Internet unter www.constancemattheus.de

Text: Urs N. Jascht, Foto: Jonas Wölk
Quartier 27, September–November 2014 , Rubrik:    
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