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Erste Liebe, Verbrechen und andere Kleinigkeiten

Seit 15 Jahren machen Die Pfefferkörner den Gaunern in Hamburg das Leben schwer, vor allem in der Hafengegend. Das Hauptquartier der jugendlichen TV-Detektive befindet sich in der Speicherstadt
Pfefferkörner

Ihnen macht so leicht niemand etwas vor: Seit sieben (Fernseh-) Generationen überführen die kleinen, feurigen und bunt gemischten Spürnasen jede Menge Gauner an der Waterkant

Eine Krimireihe, in der es höchstens mal einen gebrochenen Arm oder tote Fische gibt? Na klar: Der Kinderkrimi „Die Pfefferkörner“ kommt ohne Leichen aus, und das schon seit 15 Jahren. In den bisher gedrehten 143 Folgen jagen die Zwölf- bis 13-jährigen Hobby-Schnüffler Schmuggler, Diebe und Betrüger. Inzwischen ermittelt die siebte Pfefferkörner-Bande, doch eines ist über die Jahre gleich geblieben: Das Hauptquartier befindet sich in der Speicherstadt.

Die Autoren suchten eine typisch hamburgische Bezeichnung und kamen vom Ausdruck „Pfeffersäcke“, den Hamburger abfällig für Kaufleute benutzen, zum Titel „Die Pfefferkörner“, der zum Hauptquartier der Spürnasen passt, dem Boden eines Gewürzlagers. Auch inhaltlich stimmt der Name: „Sie sind klein und feurig und kugeln munter durch die Gegend. Sie kommen aus aller Herren Länder und haben’s ganz schön in sich“, dichtet der Verfasser der Homepage.

Pfefferkörner

Die Pfefferkörner bei den Dreharbeiten

Dass die Drehorte innerhalb der Speicherstadt wechselten, hatte praktische Gründe. Als 1999 die Aufnahmen für die erste Staffel begannen, befand sich das Hauptquartier an der Ecke Kannengießerort und Neuer Wandrahm. Doch die HHLA Immobilien ließ Block P renovieren, und die Nachwuchsermittler zogen in den Brooktorkai um. 2007 kam das Wasserschloss in der Dienerreihe als markanter Drehort hinzu. Dort betrieben die Eltern zweier Pfefferkörner das Teekontor Krogmann. Seit Sommer 2010 befindet sich im Wasserschloss ein echtes Teekontor, und den neuen Mietern gefiel das Schild der Filmausstatter so gut, dass sie es im gleichen Stil beließen. „Teekontor Speicherstadt“ steht in goldenen Lettern auf grünem Grund über dem Eingang, und noch immer pilgern Pfefferkörner-Fans dorthin. Für die Innenaufnahmen fiel der Drehort weg, doch das Team machte aus der Not eine Tugend und fasste 2012 die beiden wichtigsten Locations zusammen. Filmarchitekten bauten Kontorkulissen in den Speicherboden am Brooktorkai ein, was Wege und Mietkosten sparte. Immer wieder benutzt das Kamerateam für die Aufnahmen die kleinen wasserseitigen Balkone, von denen sich grandiose Blicke über die Fleete und Brücken der Speicherstadt bieten.

Pfefferkörner

„Die Pfefferkörner“ ist die meistgesehene Realserie für Kinder in Deutschland

Serien mit Kindern stellen die Macher vor besondere Herausforderungen, denn Jugendliche unter 14 Jahren dürfen maximal drei Stunden am Tag arbeiten. Alle paar Jahre wechseln die Hauptdarsteller aus Altersgründen. Bei den Castings ist die Auswahl groß: Für die vierte Bande bewarben sich 700 Jugendliche auf fünf Rollen. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn „Die Pfefferkörner“ ist die meistgesehene Realserie für Kinder in Deutschland und ein Exportschlager. Ein Erfolgsgeheimnis: Die Serie bleibt stets modern. Nicht nur, was die Ermittlungsmethoden angeht. Die Kinder benutzen Handys und Laptops, und fast jede Bande verfügt über einen Computer-Experten. Cybermobbing war schon genauso Thema wie Betrug im Chatroom. Aber auch authentische Alltagsprobleme schreiben die Autoren in die Bücher. In der elften Staffel, die bis Ende 2014 im Fernsehen lief, versuchte Pfefferkorn Ceyda, ihre Legasthenie zu verschleiern.

Pfefferkörner

Inzwischen ermittelt die siebte Pfefferkörner-Bande, doch eines ist über die Jahre gleich geblieben: Das Hauptquartier befindet sich in der Speicherstadt

Vor traditionellem Backsteinhintergrund spielen sich moderne Probleme ab: Der Anteil der Kinder aus Patchworkfamilien, von alleinerziehenden Müttern, Vätern oder Großmüttern ist überdurchschnittlich hoch. Die Pfefferkörner sind aber auch ein Beispiel für gelungene Integration. In der siebten Generation gibt es ein halbtürkisches Geschwisterpaar und einen Jungen mit brasilianischen Eltern. In anderen Banden jagten schon Kinder mit litauischen, asiatischen oder afrikanischen Wurzeln Gauner aller Art, darunter Geldfälscher, Drogendealer, Tierquäler und Umweltsünder. Ein zeitloses Motiv kehrt immer wieder: die erste Liebe. Ob sie auch in der zwölften Staffel eine Rolle spielen wird? Erste Dreharbeiten mit der achten Pfefferkörnerbande fanden bereits im März 2015 statt. Die neuen Folgen laufen voraussichtlich ab Herbst.

Text: Bettina Mertl-Eversmeier; Fotos: NDR
Quartier 30, Juni–August 2015 , Rubrik:    
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